Ein Interview mit dem Hamburger Autor Frank Göhre
Von Ludger Menke
krimiblog.de: Friedrich Glauser und Frank Göhre: Sie haben beide die gleichen Initialen, sie sind beide Autoren von stilbildenden Kriminalromanen. Welche Gemeinsamkeiten gibt es noch zwischen Glauser und Göhre?
Frank Göhre: Das habe ich mich auch oft gefragt. Ich bin bis heute noch nicht ganz hinter das Geheimnis gekommen. Ich kann nur sagen, was mich vom ersten Moment angezogen hat: Das war die Suche nach Glück und seine Drogengeschichte. Nicht, dass ich ein Junkie bin, aber ich habe natürlich auch meine Süchte, meine Sehnsüchte. Meine Suche – wie bei Glauser – nach Anerkennung, angenommen zu werden, geliebt zu werden. Das sind die Momente, in denen ich ihm sehr nahe bin. Das ist etwas, was ich auch bei mir feststelle. Dieses Umtriebige des Glausers habe ich in gewisser Weise auch. Obwohl ich jetzt schon seit über 25 Jahren hier in Hamburg wohne, zieht es mich immer wieder weg. Auch ich halte es nicht ständig an einem Platz aus. Meine Frau sagt inzwischen, am wohlsten fühlst Du dich, wenn Du auf Reisen bist – und das stimmt.
Dies sind so einige Eckpunkte, die ich nennen kann. Beim Schreiben ist es etwas, was mich bei ihm fasziniert, was ich nicht kann, was ich bewundert – das ist sein Umgang mit Atmosphäre und Atmosphäre zu schildern. Das versagt sich mir. Ich kriege das einfach nicht aufs Papier. Ich bewundere das. Ich mache es vielleicht auf eine andere Art. Aber die Bilder, die er da findet, die sicher auch geprägt sind durch Drogen – das muss man dann einfach auch sagen. Ich kenne so etwas aus früheren Drogenerfahrungen, dass man so ganz bestimmte Formulierungen findet, die einem plötzlich einfallen, die auf einmal da sind. Diese bewundere ich bei ihm.
Sonst weiß ich keine Gemeinsamkeiten, außer, dass wir beide Kriminalromane schreiben – er geschrieben hat und ich schreibe – und das, was ich in dem Buch „MO“ zum Schluss zitiert habe: „Mit Kriminalromanen hat man angefangen, das Wichtige erscheint später“. Das hoffe ich bei mir ja auch immer noch. (lacht)
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