Krimiblog-Archiv

2005 – 2010

Tukan-Preis für Friedrich Ani

Der Donaukurier berichtet aktuell über die Vergabe des Tukan-Preises der Stadt München an den Autor Friedrich Ani. Der Autor erhält den mit 6.000 Euro dotierten Preis für seinen aktuellen Roman „Idylle der Hyänen“. Die Begründung der Jury kann unter anderem hier oder hier nachgelesen werden.

Elizabeth Stromme gestorben

Joe's Word Elizabeth Stromme
Die US-amerikanische Autorin Elizabeth Stromme ist im Alter von 59 Jahren gestorben. Stromme, die am 23. Juni 1947 in Minneapolis geboren wurde, arbeitete als Autorin und Kolumnistin für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften. Ihr erster Kriminalroman erschien 1994, obwohl in Englisch verfasst, zunächst in französischer Übersetzung unter dem Titel „Gangraine“ in der „Serie Noire“ bei Gallimard. Ihr zweiter Roman „L’écrivain public“, 1999 ebenfalls bei Gallimard in französischer Übersetzung veröffentlicht, wurde erst 2003 in den USA unter dem Titel „Joe’s Word“ publiziert.

Der Roman, geschildert aus der Sicht des freiberuflichen Schreibers Joe, der für verschiedene Auftraggeber vor allem Korrespondenzen führt, spielt in der Umgebung des berühmten Echo Parks in Los Angeles. Als einer der Klienten von Joe ermordet wird, legt er sich mit undurchschaubaren Polizisten an. In den USA wurde der Roman wohlwollend aufgenommen. So urteilte Frank Sennett über das Buch

„This is the novel Jim Thompson would write if he were still kicking.“

Neben Kriminalromanen und -geschichten machte sich Stromme auch als engagierte Gärtnerin und Umweltaktivistin einen Namen. Stromme starb am 7. Dezember 2006 an Magenkrebs.

Links
→ The Underground Gardener – Website von Elizabeth Stromme
→ Nachruf auf Elizabeth Stromme von Matt Welch
→ Nachruf in der Los Angeles Times

Krimileser denken mehr

Haben wir es nicht schon immer gewusst?

„Menschen mit geringem Selbstbewusstsein zum Beispiel schätzen Detektivgeschichten, die ihren Verdacht am Ende bestätigen, während sich selbstbewusste Krimileser lieber überraschen lassen. Generell ziehe das Krimi-Genre eher Menschen an, die mehr denken als der Durchschnitt, so Knobloch-Westerwick. Wer gern grübelt und reflektiert, bevorzuge komplexe Kriminalgeschichten mit ungewissem Ausgang.“

So steht es jedenfalls im Focus. Was mich nun wieder ins Grübeln bringt: Die Kommunikationswissenschaftlerin Silvia Knobloch-Westerwick hat für ihre Studie 84 (!) „German college students“ befragt, und zwar, wenn ich das richtig verstehe, an der Hochschule für Musik und Theater in Hannover. Das ist natürlich alles sehr aussagekräftig. Aber vielleicht wollte der „Focus“ ja auch nur ein wenig pseudowissenschaftliche Unterfütterung für seine inzestuöse Krimikolumne „Mordkommission“, in der seit etwa einem halben Jahr Krimiautoren ihre Kollegen belobhudeln. Wie gut, dass Krimileser mehr denken – vor allem, wenn sie den „Focus“ lesen.

Spaghetti auf Toast

Manchmal bekommen Pressemeldungen ein „Gesicht“. Gerade lief über den Ticker eine Meldung aus dem OTS (darüber verbreiten Firmen ihre Pressemeldungen). Die Zeitschrift „TV Hören und Sehen“ hatte einen Krimi-Literaturwettbewerb für Medienjournalisten veranstaltet. Und wer ist unter den Preisträgern?

„Aus 50 sehr lesenswerten Wettbewerbsbeiträgen haben die Mitglieder der Medienakademie der Premium-Programmzeitschrift aus der Bauer Verlagsgruppe die Kurzgeschichte „Letzter Dreh für Patrick“ von Markus Peters zum Sieger gewählt. Der Kölner kann sich jetzt auf eine Rundreise durch Irland freuen. Auf dem zweiten Platz landete der Beitrag „Die Voyeurin“ von Sabine Thomas aus Herrsching. Rang Drei ging an „Spaghetti auf Toast“ von Christiane Geldmacher aus Wiesbaden. Alle drei Siegerbeiträge werden in den kommenden Wochen in
tv Hören und Sehen veröffentlicht.“

Bleiben natürlich Fragen offen: Was bekommt die Drittplatzierte? Müssen wir jetzt die „TV Hören und Sehen“ kaufen? Und in Richtung Wiesbaden ein herzlicher Glückwunsch.

Wunsch an den Nikolaus

Hannibal rising
Am 6. Dezember kommt ja eigentlich der Nikolaus. In diesem Jahr hat er einen blutrünstigen Begleiter: Hannibal Lecter. Einen Tag nach der Buchpremiere in den USA und in England erscheint dann auch die deutsche Ausgabe des Prequel zur bisherigen Hannibal-Serie. Im Februar 2007 folgt in Deutschland gleich der Film zum Buch, wo sich spätestens dann herausstellen wird, dass es wohl eher das Buch zum Film war…

Bei Rap Sheet hat man den Vorlauf für Buch und Film schon eifrig verfolgt und auch bei uns ist der Rummel schon angelaufen. Die Alligatorpapiere haben heute bereits auf eine Besprechung Nicht-Besprechung hingewiesen und gerade im Moment läuft im NDR-Fernsehen das Kulturjournal, in dem Paul Kerstens uns was zu Hannibal erzählen will.

Ach, lieber Nikolaus, wozu brauchen wir eigentlich diesen Kannibalen? Wir haben doch schon selbst einen.

Krimineller Adventskalender Anno 2006

Letztes Jahr habe ich bereits darauf hingewiesen und manche Dinge sind einfach schön: Die Hammetts haben wieder einen kriminellen Adventskalender auf ihre Internetseite gestellt. 24 gute, interessante Lese- und Geschenktipps, damit man weiß, was man so unter den Weihnachtsbaum legen kann. So kann das Fest kommen…

Aus dem Postfach des Krimiblogs

Je stiller ich hier werde, um so mehr E-Mails trudeln in meinem Postfach ein. So scheint es jedenfalls. Da das Krimiblog natürlich auch auf diese Kontaktversuche reagiert, eine kleine Zusammenstellung der Leserbriefe aus den letzten Wochen.

Herr v. U. aus B. bittet in einer E-Mal freundlich um Aufmerksamkeit für einen Online-Roman. Selbstverständlich kommt das Krimiblog der Bitte nach und weist auf den Roman „Pratzke“ hiermit hin.

Herr D. aus H. fragt höflichtst nach Veranstaltungen zum Thema Krimi. Herrn D. kann geholfen werden, wenn er sich auf dieser Internet-Seite umschaut.

Immer noch nicht befriedigend beantwortet ist die Frage von Herrn H. aus einer unbekannten Stadt nach dem ersten, modernen Kriminalroman. Antworten werden weiterhin gerne genommen.

Eine hoffnungsfrohe Autorin, Frau C. aus L., sucht immer noch einen deutschsprachigen Krimi-Verlag. Auch hier werden weitere Antworten gerne genommen.

Bereits einen Verlag gefunden hat Frau S. aus S.P. und dort einen Roman veröffentlicht. Wer mehr erfahren möchte, schaue bitte auf die Homepage des Verlags.

Frau M. aus einer unbekannten Stadt, ihres Zeichens Buchhändlerin, legt dem geneigten Krimileser den Roman „Die Blutlinie“ des Autors Cody Mcfadyen ans Herz.

Herr Tim informiert darüber, dass dieses Bibliotheksdings – auch als LibraryThing bekannt – weiter wächst und nun auch in verschiedenen Sprachen vorliegt. Dabei ist es nett zu lesen, dass ein Begriff wie „Zeitgeist“ auf einer englischsprachigen Seite zu finden ist. Über „Kindergarten“ freue ich mich auch immer im englischen Kontext.

Ein Hinweis noch an übereifrige PR-Agenturen, die für neue Kriminal-Computer-Spiele werben wollen. Bitte schicken Sie mir keine E-Mails, die als Anhänge Dateien haben, deren Größenordnung knapp die Gigabyte-Grenze verfehlen. Das sprengt nicht nur mein Postfach (und wer sollte mir dann noch schreiben können?), es ist einfach auch ein Grund mehr, nicht auf das so beworbene Produkt hinzuweisen. Danke.

Traurige Erinnerung

Gestern jährte sich zum zweiten Mal der Todestag des US-amerikanischen Autors Joseph Hansen. Das alleine stimmt mich schon traurig. Traurig finde ich allerdings auch, wie sich Ungenauigkeiten Fehler in seiner Biografie weiter durch die Berichterstattung schleichen. So musste ich gestern bei den Alligatorpapieren lesen

„Der Verfasser von knapp 30 Romanen, Dutzenden von Storys und zahllosen Gedichten lebte bis zu seinem Tod mit seiner Gefährtin in einer kleinen Kate nahe Los Angeles.“

Den gleichen Wortlaut findet man auch in der Biografie beim Argument-Verlag, der die Neuauflage von Hansens Brandstetter-Romanen betreut, bislang allerdings nur sechs der insgesamt zwölf veröffentlicht hat.

Obwohl ich Argument schon einmal darauf hingewiesen habe, steht dort leider immer noch, dass Joseph Hansen bis zu seinem Tod mit seiner „Gefährtin“ in einer kleinen Kate bei Los Angles lebte. Das ist schlichtweg falsch.

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KrimiWelt-Bestenliste für Dezember 2006

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Auf den ersten Blick präsentiert die KrimiWelt-Bestenliste zunächst einmal Buchempfehlungen: Was halten 18 Literaturkritiker für lesenswerte Kriminalromane, welche Bücher legen sie den Lesern ans Herz? Wer etwas tiefer schaut, wird sehen, dass diese monatliche Liste auch immer Anlässe zur Diskussion stiftet. In der aktuellen Liste dürften die Kriminalromane auf Platz 1 und Platz 2 in den kommenden Wochen noch für Gesprächsstoff sorgen. So ist Richard Rayners Roman „Das dunkle Herz der Wüste“ in Kritikerkreisen nicht unumstritten. Mehr dazu wird sich vermutlich im kommenden Krimijahrbuch wiederfinden. Auch Thomas Kasturas „Der vierte Mörder“ bietet reichlich Stoff für Diskussionen. In meinen Augen ein Krimi mit guten Ansätzen, dessen Dramaturgie dem Autor aber leider aus den Händen geglitten ist. Mehr dazu findet sich hier. Doch nun zunächst die Liste in der Übersicht.

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Hier ist der billige Jakob

Das Canossa Virus
In unserer „Geiz-ist-geil“- Gesellschaft lieben wir es ja, wenn wir was umsonst bekommen. Das scheint sich auch die Hamburger Rechtsanwaltskanzlei Dr. Bahr gedacht zu haben und hat sich – pfiffiger Werbegag – ein kostenloses „Film-Noir-Hörspiel“ einfallen lassen, das der gemeine User auf einer eigens erstellten Website als Podcast herunterladen kann. „Das Canossa-Virus oder: Der Tag, an dem das Internet verschwand“ ist ein aufwändig produziertes Hörspiel mit einer Laufzeit von 50 Minuten, in dem ein Detektiv sich auf die Suche nach dem verschwunden Internet begibt. Statt Werbung für Krimis nun also Reklame mit Krimis und was läge bei einer Rechtsanwaltskanzlei, die sich auf das Recht der Neuen Medien spezialisiert hat, näher als ein Kriminalhörspiel? Wenn das die Anwaltskollegen hören…
Via Doppelklicker