Zehn No-nos für Krimiforen
vom Krimiblogger
Nach jahrelanger Erfahrung als Krimi-Forenmeister zeigt sich: Das Grauen → wiederholt sich immer noch. Daher hier jetzt ganz exklusiv meine zehn No-Nos für Krimiforen.
1. »Geschmäcker sind ja (zum Glück) verschieden.«
Einfache Wahrheiten für einfache Gemüter kannst Du Dir hier schenken. Was willst Du damit in einem Krimiforum? Geh’ doch bitte ins Kuschelforum. Danke.
2. »Was lest ihr gerade?« / »Ich lese gerade…«
Wen interessiert das? Wenn Du wirklich was zu deiner aktuellen Lektüre zu sagen hast, dann tue es bitte mit Titel und Autor, damit jeder weiß, worüber Du schreibst. Ansonsten halt bitte die Klappe.
3. »Ich habe gerade meine Bücher bei ebay/Buchticket eingestellt.«
Ich stelle meine immer ins Regal. Wenn Du Deine Bücher verscherbeln willst, hast Du doch schon alles getan. Also, belästige mich nicht damit. Wenn ich Bücher kaufen oder tauschen will, dann weiß ich schon, wo ich hinklicken muss.
4. »Meine amazon-Bestellung ist unterwegs.«
Na klasse, hoffentlich hast Du was Ordentliches bestellt. Pass’ nur auf, dass Deine örtlichen Langfinger diesen wichtigen Hinweis auch mitbekommen, damit sie Deinen Postboten überfallen können und das Paket klauen können. Oder warum posaunst Du das in die weite Welt?
5. »Das Wetter bei uns ist schön.«
Schön fürs Wetter, schön für Dich. Wenn ich den Wetterbericht lesen will, gehe ich zu wetter.de.
6. »Achtung! Mein Katzen-, Hunde-, Schafs-, Kürbiskernkrimi ist gerade bei BoD erschienen.«
Super! Toll! Junge, hoffnungsfrohe Autorinnen und Autoren, die unverschämte Werbung für ihre Krimis machen, sind ungefähr so angenehm wie Pickel. Lass mal lieber ein Rezi-Exemplar rüberwachsen. Rechne aber mit Kritik. Hält das Deine sensible Künstlerseele aus?
Genau so peinlich sind allerdings auch Forenbetreiber, die ihre Leser penetrant dazu auffordern, doch bitte, bitte, bitte die Werbebanner zu klicken. Das nennt man eine moderne Form von Wegelagerei. Werbung ist ok, aber man muss nicht ständig darauf hinweisen. Gute Werbung arbeitet eh von selbst.
7. »Der neue Dan Brown…«
… ist größter Mist und hat hier nix zu suchen.
8. »Kann mir einer die Reihenfolge der Krimis von Elizabeth George sagen?«
Oh, Du nervst! Schon mal was von Google gehört? Das kriegst Du nun wirklich selber raus. Es gibt reichlich Internetseiten, die darüber Auskunft geben.
9. »Hilfe, ich brauche eine Zusammenfassung von einem Krimi. Muss morgen Referat halten. Bitte schnell!!!«
Nö, nie im Leben.
10. »Hallo, Ihr Leseratten und Bücherwürmer!«
Nenn’ mich NIE Leseratte oder Bücherwurm! Ist das klar, Schätzchen?
Kommentare
Der Mann kennt sich aus (und hält sich ab und an auf der Krimi Couch auf;-))
Es müsste irgendwann mal zu untersuchen sein, warum bestimmte LeserInnen immer gleich von persönlichen, scham- und ehrverletzenden Angriffen reden und schreiben, wenn man bestimmte Autoren und Autorinnen nicht ganz so gut findet…
Man sollte von erwachsenen LeserInnen eigentlich mehr erwarten können, als eine „du hast mir meinen Sandkuchen kaputt gemacht“ Reaktion.
Lieber direkt ins Weiße des Feindauges, als verschämt unterm Häkeldeckchen hin- und hergeschoben.
PS.: So sehr ich das große I innerhalb eines Wortes verabscheue, so sehr passt es an dieser Stelle.
PPS.: Lieber Ludger, vielleicht sollten wir doch den Wetterpunkt 5 missachten und tatsächlich irgendwann mal einen „Old Contemptibles“ Thread für Männer aufmachen. Aber so was richtig fieses und gemeines und indifferentes, wo jeder Selbstmord begehen muss, den wir nicht akzeptieren. And now to some nearly complete different: Was ist eigentlich aus Julie Burchill geworden? Die dürfte natürlich mitmachen.
Moin Jochen,
das mit dem „Old Contemptibles für Männer“ gefällt mir immer noch. Allerdings fällt mir gerade kein fieses Thema ein…
Viele Grüße
Ludger
Dear Ludger, ich bin gerade in destruktiver Stimmung: ein kleins fieses Thema hast du selbst hier schon angerissen: „Not und Elend des deutschen Krimis“. Ich muss tatsächlich zurückgehen auf Richard Hey, Bernhard Schlink oder Willi Voss (was ist eigentlich aus dem geworden??) bis mir was Lesenswertes einfällt. Na gut, wenn wir’s auf deutschsprachig erweitern komme ich noch auf Kurt Brachartz, und einige Menschen berichten Gutes von Jaques Berndorf, aber alles was mich in the last time and before begeisterte hat recht angloamerikanische Namen (nee, Mankell, Edwardsson und Leon lasse ich nicht gelten).
Eine kleine Bresche noch für Uwe Tellkamps „Eisvogel“. Zwar nur ganz am Rande ein Thriller, aber eindeutig lesenswert.
Hey, Du gehst aber ganz schön weit zurück, in der Geschichte der deutschen Kriminalliteratur (Achtung! Wortspiel) . Ist so gar nix Neues für Dich dabei? Heinrich Steinfest, Astrid Paprotta, Norbert Horst, Friedrich Ani – nichts für Dich?
Tellkamps „Eisvogel“ kenne ich leider nicht, kann also nichts dazu sagen. Schön ist ja, dass nicht nur hier in Deutschland über den heimischen Krimi gejammert wird, jetzt fangen die Engländer auch noch an. Ach, ja…
Viele Grüße
Ludger
P.S.: Die Mädels aus dem Old Contemptibles gucken übrigens schon ganz neidisch…
Hast recht, aber Hey, Voss und der sehr witzige Kurt Brachartz sind tatsächlich (fast) die einzigen deutschen Krimiautoren, die bei mir die Zeit überdauert haben. Heinrich Steinfest habe ich mir bereits vorgemerkt, Friedrich Ani genauso, die anderen beiden noch nicht. Willy Voss hielt ich tatsächlich für einen Autoren mit großem Potenzial, aber irgendwie ist er mir verschütt gegangen.
In letzter Zeit häufen sich tatsächlich meine internen Flops, und das durchaus international (Petros Markaris „Nachtfalter“ fand ich enttäuschend langatmig; sogar der eigentlich verlässliche Russell James lieferte mit „Schlachtmusik“ einen müden, sehr durchschaubaren Noir Aufguss.) Vielleicht habe ich auch zu viele Krimis gelesen.
Aber es gibt sie ja auch, die Ausnahmen wie David Peaces „1974“ oder eben den deutschen Tellkamp, der mit dem „Eisvogel“ eher einen leicht experimentellen Roman um einen Generationskonflikt geschrieben hat, in dem eher beiläufig Thriller-Elemente benutzt werden.
Und unsere englischen Freunde jammern auf hohem Niveau; andererseits stellt sich natürlich irgendwann die Frage wie viele schreibende Stricklieseln ein einzelnes Land (v)ertragen kann…
PS.: Nach dem O.C. Verweis in dem Altersempfehlungs/freigabe-Thread habe ich mich ein wenig durch den „Old Contemptibles“ Schriftverkehr gewühlt. Das meine kleine Indizierungsparabel und der folgende ironische, freudige Hinweis auf die „alten Verachtenswerten“ (Übersetzung by LEO) teilweise als Negativwerbung betrachtet wurden, hat mich doch sehr betroffen gemacht:..-(
Ansonsten gilt wie so oft: „Honni soit qui mal y pense“;-)
Hallo ihr starken Männer,
also ob wir neidisch schauen, wir Tratschtanten aus dem „Old Contemptiles“ – das würde ich nicht unterschreiben. Und Männer waren bei uns schon viele, denn es gibt nicht nur weibliche Chatterboxes. Und warum wollt ihr fies drauf sein, ist das was Besonderes? Wir Weiber mögen es nur nicht, wenn wir beleidigt und niedergemacht werden. Hättet ihr das gerne? Wir Frauen verteidigen nur unseren Herd, während der Jäger immer neue Beute sucht.
Also Männer, keine Scheu, macht eueren eigenen Thread, fallt über uns her darin. Hm, da fällt mir auf: Seid ihr dann besser als wir?
Kurzum: Bei uns ist jeder herzlich willkommen, der von sich was erzählen will, der uns neue Bücher empfiehlt, der gerne auch kritisch über den einen oder anderen Autor schreibt. Wir sind auch ein Kummerkasten für alle Gebeutelten dieser Welt. Und, ob ihr das glaubt oder nicht, wir sind auch sehr belesen. Die Autoren, über die ihr hier schreibt, haben wir alle schon durchgesprochen. Wir Stricklieseln lesen halt nicht nur die englischen Autoren.
Und Danke euch allen, dass wir endlich wieder was zum Durchhecheln haben 🙂
Cindy
Sind das nun schon die Auswirkungen einer neuen Frauenbewegung unter Angie „Ich-bin-Königin-von-Deutschland“ Merkel oder ist das einfach nur tragisch? Ich bin gerührt und weine leise in mein Taschentuch…
Liebe Cindy, warum verteidigen, wenn es weder Richter noch Staatsanwalt gibt?
Geschmäcker sind halt verschieden….
„Stricklieseln“ bezog sich übrigens auf AutorInnen, der von mir nicht so geliebten Gattung der Häkelkrimis.
Und ob Ludger fies drauf sein will, weiß ich nicht mal, meinereiner ist im Moment danach. Und das hat nix mit Chaträumen zu tun. Es ist im richtigen Leben manchmal einfach ermüdend der/die Gute zu sein.
Und wenn ich schon jedesmal dem höchst ungebräuchlichen „contemptibles“ nachjagen muss, könntest du es auch gepflegt einsammeln;-)
Ansonsten schniefe ich solidarisch mit Ludger mit, weil „wir starken Männer“, 2 an der Zahl haben unter der weichen Schale immer einen harten Kern. Oder so.
Und das Letzte über das ich hergefallen bin, war ein ausgeprochen leckeres Jägerschnitzel. Zugegeben, ich bin kein Vegetarier.
PS.: Belesene Cindy, auch wenn ich nerve, hilf mir auf die Sprünge, was Herrn Voss betrifft, das interessiert mich wirklich: was ist aus ihm und seinen Büchern geworden, nachdem die gelbe Ulstein-Reihe eingestellt wurde?
PPS.: Werden Minderwertigkeitskomplexe eigentlich kleiner oder größer wenn man sie hegt und pflegt?
PPPS.: Ist das jetzt O.C. für Männer? „God only knows.“ The Beach Boys.
Tja, was mag nur aus Willi Voss geworden sein? Klare Antwort: älter,weiser und nach TV-Ausflug nebst langer Romanschreibpause mit einem „Neuen“ bald wieder am Ball. Noch ist nicht ganz klar, wer die rund 600 Seiten bringt. Dass sie kommen, ist gewiss. Mit einem Wort, ich lebe und freue mich, nicht ganz vergessen zu sein.
Gute Grüße,
Willi Voss
P.S.
Wer „Gegner“, „Auch Narren sterben einsam“ und „Die Nacht, der Tod“ als Hardcover besitzen will, sollte mal beim http://www.schmidtverlag.com vorbeischauen.
Keinesfalls vergessen;-) Und natürlich bin ich hocherfreut über das Lebenszeichen und gespannt auf das, was kommen wird!
Was machte eigentlich den Reiz meiner Geschichten aus?
Der Unterschied zwischen Profi und Amateur;-) Knapper, präziser Stil, Witz, interessanter Protagonist, Stories, deren Verdienst nicht allein ein provinzieller Lokalkolorit ist – überhaupt: Großstadt und etwas noir. So ungefähr…
Danke für den kleinen Kommentar. Im übrigen sind einige meiner Sachen – überarbeitet und neu aufgelegt in 2003 – im Vertrieb des schmidtverlag.com auf einer Seite präsentiert und zu haben.
Grüße,
Willi Voss
Bitteschön, gern geschehen. Bin gerade dabei die älteren Bücher antiquarisch zu komplettieren. Es geht!
Nachricht an Willi Voss: Bitte melde dich mal bei mir. Du erinnerst dich noch?
Werner Mathes
… und zwar über den bekannten Himmelskörper – allerdings nicht i n Hamburg, sondern Filiale Berlin.
Werner Mathes
Hallo, Werner,
klar, volle Erinnerung, schon wegen Tequila… freut mich sehr, von Dir zu lesen. Ich rufe Dich morgen an.
Herzliche Grüße,
Willi
Würde mich interessieren, nach welchen Kriterien hier Bücher ausgewählt werden: Welcher Verlag am meisten in Werbung und Sponsoring investiert oder? Wie kommt es sonst, dass kleine Verlage meist außen vor bleiben?
Es ist immer wieder erschütternd zu beobachten, wie einige Leute beim Versuch, ihre Romane ins Gespräch zu bringen, traumwandlerisch den falschen Weg beschreiten. Hier wird ein Werbetextchen gespammt, dort ein wenig randaliert – und schon ist man aus dem Rennen. Geht doch viel einfacher. Man setzt sich mit den Leuten in Verbindung und fragt freundlich: He, ich hab auch nen Krimi geschrieben, wollt ihr ein Leseexemplar? Meistens will man. Man hat schließlich nicht alle Neuerscheinungen im Blick. Obs dann auch besprochen wird, gar positiv – weiß man nicht. Aber der erste Schritt in die richtige Richtung ist getan. So aber…
bye
dpr
Hallo Krimileserexperten,
ich suche für die Webseite http://www.krimis-to-go.de nach echten News im Krimiumfeld und Meinungen zum Thema:
Was macht einen guten Krimi aus ?
Freu mich über ein posting – hier oder im Gästebuch auf der http://www.krimis-to-go.de