Aus dem Krimitagebuch – 1

vom Krimiblogger

Der deutsche FreundAllerleigrau in Hamburg. Kein Feiertag, sondern trüber Donnerstagmorgen. Fluchender Fahrgast neben mir in der S-Bahn, der über die „Scheißbullen“ schimpft, „was wollen die Schweine noch alles überwachen“. Endlich Sternschanze, die Touristen als „Sternschnuppe“ bezeichnen. Hamburgs U- und S-Bahnstationen laden zu Wortkreationen ein.

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Habe mit durch die ersten hundert Seiten von „Der deutsche Freund“ gequält. Christian Dorph und Simon Pasternak. Einer dieser ersten Suhrkamp-Krimis, die von einigen so sehnlichst herbeigewünscht wurden. Dabei bieten die beiden Dänen nur das übliche skandinavische Standartprogramm. Alle wollen sie ja so politisch unkorrekt sein, und dann kommt dieses langweilige, furztrocken erzählte Drecksgeschwafel dabei heraus. Ein bisexueller Polizist, der sein Kind wiedersehen möchte und seinen Lover beim Fremdgehen erwischt, eine Polizistin, die um das Sorgerecht für ihren Sohn im wahrsten Sinne des Wortes kämpfen muss, ein weiterer Polizist, dessen Frau todkrank ist. Dazu ein ermordeter Industrieller in einer Schwulensauna, frisch abgeschlachtet beim Fick mit einem Kind. Nee, ist schon toll. Furchtbar realistisch, das alles. Ob ich die Geduld für die restlichen 350 Seiten habe, weiß ich nicht.

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Viel, viel erfreulicher, wenn auch nicht unbedingt fröhlicher. Der neue Sammelband „Seelenlandschaften“ von Frank Göhre. Erstes Durchblättern, Hängenbleiben, Stöbern, festlesen. Ja, das hat was. Der tiefgründige, mitfühlende Text über Glauser, der ergreifende Nachruf auf Martin und so weiter und so fort. Unbedingt weiterlesen. Und ein dummer Spruch von mir: Der Frank – der kann’s. (Tschuldigung).

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Die Frau Lucia und der Herr Ludger wollen die Qualitätsoffensive: Der Krimiblog-Krimiblog-Check. Die beiden grübeln drüber nach. Später dann vielleicht auch der Krimiblog-Krimiseiten-Check. Krimikultur pur.

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Stapel der unbesprochenen Werke:
William Gay: Nächtliche Vorkommnisse
Krischan Koch: Flucht übers Watt
Petros Markaris: Die Kinderfrau
Catherine O’Flynn: Was mit Kate geschah
Michael Robotham: Dein Wille geschehe
Dan Simmons: Drood
Daniel Stashower: Sir Arthur Conan Doyle – Das Leben des Vaters von Sherlock Holmes

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