Aus dem Krimitagebuch – 4

vom Krimiblogger

Der deutsche FreundEin Leser sitzt vor dem Wasch-Center und zieht an seiner Zigarette. In der anderen Hand ein vergilbtes Buch. Blättern. Sonntagnachmittag. Nebenan klappert eine Jalousie im Wind. Klack, klack, klack.

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Immer noch „Der deutsche Freund“. Jetzt Auftritt der Nazis. Meine Güte, was soll man denn noch alles als Leser ertragen? Schlimm an solchem Schrott ist, dass ich als Leser gerade solchen Büchern eigentlich noch eine Chance geben möchte. Zweihundert Seiten, jetzt kriegen die Autoren bestimmt noch den Dreh, irgendwas Positives muss es doch auch hier geben. Christian Dorph und Simon Pasternak, kommt, lasst mich hier nicht hängen. Euer Buch ist bei Suhrkamp erschienen. Da sitzen doch fähige Lektoren. Bitte, bitte, bitte! Versaue ich mir also den restlichen Sonntag mit diesem Quatsch. Warum eigentlich? Schlechte Bücher fressen unendliche Lesezeit, gute Bücher sind viel zu schnell zu Ende. Könnte man jedenfalls annehmen. Aber es gibt ja keine guten oder schlechten Bücher.

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Die Vampir-Welle rollt. Auch bei Krimis. Huston, Lindqvist und jetzt auch die Vargas. Das ist doch überhaupt der neue Trend: Mystery-Crime, Mystery-Thrill. An all diesem Realismus-Scheiß hat doch eh‘ kein Leser Freude. Das liest man, weil gesagt wird, dass man das lesen soll und das das gut ist. Aber so ein bisschen Übersinnliches, Unerklärliches, Metaphysisches, gemischt mit ein wenig Magie, Hokuspokus, dazu vielleicht noch sexy Untote – das funktioniert immer. Ist zwar auch Müll, aber schöner Müll. Und überhaupt Vargas: Schreibt die nicht eigentlich immer das gleiche Buch? Ihr Erzählmuster erscheint mir jedenfalls arg durchsichtig und man sollte nicht vergessen, dass die Dame angeblich aus der Archälogie kommt.

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Im TV heute ein Bremer-„Tatort“. Mit einem Gelegenheitsstricher. Zur Not könnte ja der DVD-Rekorder mal was tun. Und gleich um 18 Uhr bei 3sat erzählt unter anderem Friedrich Ani was zur Münchener Drehbuchwerkstatt. Aber irgendwie habe ich – wie so oft – keine Lust auf Fernsehen.

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Die Wölfe sind los. Frau Lucia schaut mich ganz verschüchtert an. So ist sie, die Gute.
Toll auch, was sonst so los ist in Krimibloghausen. Da steppt der Bär.

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Stapel der unbesprochenen Werke:
William Gay: Nächtliche Vorkommnisse
Krischan Koch: Flucht übers Watt
Petros Markaris: Die Kinderfrau
Catherine O’Flynn: Was mit Kate geschah
Michael Robotham: Dein Wille geschehe
Dan Simmons: Drood
Daniel Stashower: Sir Arthur Conan Doyle – Das Leben des Vaters von Sherlock Holmes