Sprachlosigkeit statt Streitlust
vom Krimiblogger
Eine → merkwürdige Utopie hat der gute dpr heute ins → Blog gestellt. „Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube.“, möchte ich da rufen. Das liegt unter anderem daran, dass ich auf der Seite der Leserinnen und Leser, zu denen ich mich auch zähle, nur sehr wenig Diskussions- oder Kommunikationsbedarf sehe. Da gibt es selten eine Botschaft zu hören.
Wie es bei den Autorinnen und Autoren aussieht, vermag ich nicht zu beurteilen. Ein Blick auf die → Notizen eines deutschen Krimiautors (Einträge vom 21. und 20. Oktober 2005) sprechen jedoch nicht unbedingt dafür. Ein Einzelfall, sicherlich. Denn sonst hört man auch von dieser Seite nur wenige Botschaften, ausser denen, die manche in ihre Bücher verpacken. Sprachlosigkeit statt Streitlust. Da hat es dann selbst eine alte Krawallschachtel schwer.
Kommentare
Sind Utopien nicht immer merkwürdig, lieber Ludger?
Also ich hatte ja auch die, man könnte es wieder mal mit einem Krimijahrbuch versuchen, und wem ich das im Vorfeld so sagte, der murmelte nur: „Merkwürdige Utopien hat der, der dpr…“ Und jetzt? Weißt du ja selber! Und da sind jetzt einfach, darüber hinaus, ganz zarte Pflänzlein am Sprießen, mit denen ich selber nicht gerechnet hätte.
Nee, den Herrn Zweyer nehmen wir nicht pars pro toto. Sprachlosigkeit ist ja immer auch Symptom von Angst oder wenigstens übertriebener Vorsicht. Versuchen wir halt mal, den Leuten diese Angst zu nehmen. Und ich mag auch nicht mit Autoren über ihre Bücher diskutieren! Ich weiß, da stehen wir uns diametral gegenüber, aber schon die Vorstellung, da müsste so ein armer Autor seine „Botschaft“ verteidigen oder warum er den Konjunktiv I statt Konjunktiv II oder irgendwas – dazu bin ich selber sprachlos genug, wenns um den fiktionalen Teil meiner Arbeit geht.
Und: Wir Krawallschachteln können ja weiterhin auf die Kacke hauen, wenns Kacke gibt. Darauf freut sich schon
dpr
Danke für den Link, Ludger. Ist doch immer nett, wie plötzlich wegen gekränkter Eitelkeit Interna auf anderen Sites publiziert werden …
BTW: Sind wir in der Krawallschachtel-Opposition nun zu dritt? 😉
Lieber dpr,
Utopien sind oft merkwürdig. Was mich bei Deinem aktuellen Freitagsessay wieder einmal an meine eigenen Visionen erinnerte. Und an das Scheitern. Nichts liegt mir ferner als das zarte Pflänzlein der Krimikultur zu zertreten und ich gieße gerne noch ein Schluck Wasser nach, damit es weiter wächst. Aber ich kenne auch die verbreitete Dummheit von Leser/innen, Autor/innen und Kritiker/innen. Wöchentliche Beobachtungen von Buchhändler-Käufer-Gesprächen in einem großen Laden einer Kette sind zum Beispiel ein guter Realitätscheck. Der Blick in gewisse Foren ebenso. Oder die Einschätzungen von Verlegern, die ja – verständlicherweise – auch noch den finanziellen Aspekt im Auge habe müssen. Dieses zarte Pflänzlein hat es wahrlich schwer, denn das Unkraut wuchert überall. Aber schwarz sehen gilt nicht, ich weiß.
Du willst nicht mit Autoren über ihre Bücher diskutieren. Worüber willst Du dann mit ihnen sprechen? Das verstehe ich nicht.
Auch den von Dir angesprochenen gemeinsamen Nenner – „Menschen, die sich für Krimis interessieren. Und die zunächst einmal, entspannt und locker, über all das reden, was ihnen an Krimis gefällt und was nicht, wo sie etwas besser machen würden oder alles beim Alten beließen, welche Bedürfnisse sie haben und welche keinesfalls, was man noch bräuchte und wobei man vorsichtig sein sollte.“ – sehe ich nicht. Das klingt, entschuldige bitte, nach einem total peacigem Happening bei gewaltfreiem Erdbeer-Sahne-Tee.
Ganz grob gesprochen hat da jeder sein eigene Vorstellungen, die oft nur dann unter einen Hut passen, wenn es um massenkompatiblen und vermarktbaren Mainstream geht. Nichts dagegen, allerdings ist dies nur ein Ausschnitt das ganzen, komplexen Themas Krimi.
Ich finde es wesentlich spannender, wenn wirklich Meinungen aufeinanderprallen und Konflikte, die da sind, angesprochen werden. Leider findet dies aber nun schon seit Jahren – mein ganz persönlicher Eindruck – immer wieder auf der gleichen Ebene, mit den gleichen Leuten und zu den gleichen Reizthemen statt. Das geneigte Publikum kann es auch schon nicht mehr hören oder lesen und klickt weg. Und auch Krawallschachteln werden mal müde.
Liebe Grüße
Ludger
Lieber Lars,
naja, ich glaube, über jenen polternden Herren müssen wir kein Wort verlieren. Ich habe mein Fett auch schon abbekommen. Was die Krawallschachtel-Opposition betrifft: Die ist aus Sicht mancher Autoren vermutlich noch größer. Ich warte schon auf den nächsten deutschen Krimi, in dem böse Krimileser abgemurkst werden. Oder Krimiwebsitenbetreiber. Kann nicht mehr lange dauern und ein neues Untergenre wird geboren.
Viele Grüße
Ludger
Gewaltfreier Erdbeer-Sahne-Tee? Wenn ich einen Schuss Rum reinkippen darf… Mir ist schon klar, dass die „Utopie“, die ich da skizziert habe, nicht mit der aktuellen Wirklichkeit kompatibel ist. Dass wir hier nicht über Massengeschmack reden: logo. Wir reden über eine relativ kleine Gemeinschaft von Krimiliebhabern, die es nicht beim Schmökern beziehungsweise Schmökerschreiben beziehungsweise Schmökerkritisieren belassen will. Was „über Bücher reden“ angeht: Nee, da stehe ich felsenfest zu meiner Überzeugung, dass gute AutorInnen gar nicht über ihre Bücher reden KÖNNEN! Und schlechte? Die tuns doch pausenlos, auf ihren Webseiten und anderswo. Da gilt die Trennung: Du schreibst, ich kritisiere. Aber nehmen wir mal dein Beispiel mit der Heimatliteratur. Das ist ein so komplexes Ding, dass sich Diskussion (und weiß Gott keine kuschlige) allemal lohnen würde. Ich würde gerne mal mit Autoren von „heimatliteratur-relevanten“ Romanen über ihren Begriff von Heimatliteratur reden. Abseits von ihren Büchern, ja, das geht, das ist vielleicht der einzige Weg. Dass man sich gegenseitig die destruktiven Gedanken einpflanzt, die vielleicht im eigenen Hirn ein bisschen was klarstellen könnten. Aber was erreichst du, wenn du Autor X. anfährst, weil er den Heimatliteraturbegriff allzu unkritisch und blauäugig handhabt? Du erreichst Abwehrverhalten. Nichts weiter. Natürlich sollen „Konflikte aufeinanderprallen“. Das ist der erste Schritt. Aber ich möchte nicht, dass danach Schluß ist. Du hast gesagt, was du denkst, ich, was ich denke, und dann fahren wir alle nach Hause und nichts hat sich getan.
Deine schlechten Erfahrungen in allen Ehren: die kann ich völlig nachvollziehen. Aber es lohnt sich vielleicht, auch andere Strategien zu entwickeln. Heißt ja nicht, dass die besser sind. Heißt aber, dass vielleicht, vielleicht was wachsen könnte. Im GANZ kleinen Rahmen. Zunächst. Aber anstoßen könnte man mal. Und ich weiß ja, dass du immer eine helfende Hand dazugibst…
Ach ja: Ich bin gerade dabei, deine Website zu plündern. Rezis her! Mehr dann im Off.
bye
dpr
> Sprachlosigkeit statt Streitlust. Da hat es dann
> selbst eine alte Krawallschachtel schwer.
Was denn, Ludger, stereiten möchtest du?
Mit einem Autoren?
Kannste haben alter Junge.
Worüber wollen wir uns denn streiten? Mach mal ’nen Vorschlag 😉
Alles Liebe von der anderen Seite des Globus
Life is a beach!
Marcus Starck
Hallo Marcus,
welcome back to the land of the living! Weil, das wahre Leben findet ja eh‘ in Blogs statt. Kann da eine Tour durch Australien mithalten?
Was macht übrigens das neue Buch?
Liebe Grüße aus dem sonnigen Deutschland
Ludger
Mach ihn fertig, Ludger, ich setze fünf Euro auf dich! Der Starck ist noch fertig von seinem Australientripp, der schnappt nach der ersten Breitseite schon nach Luft!
Daumen gedrückt
dpr