Platzpatrone: Späte Huldigung für einen brutalen Serienmörder
vom Krimiblogger
Bernd → weist heute auf den neuen Krimipreis → „Ripper Award“ hin. Die Begründung für den Preisnamen liefern die Organisatoren auch gleich mit:
„Der Titel RIPPER AWARD basiert auf der Figur des historischen Jack the Ripper, der im Jahr 1888 im Londoner Stadtviertel Whitechapel mindestens fünf Frauen ermordete. 2008 – wenn das Krimifestival bereits zum Vierten Male stattfinden wird – jähren sich die Ereignisse um den historischen Fall zum 120 Mal. Jack the Ripper ist zudem der Serienmörder, mit dem das Grauen, aber auch Kriminalität und der Krimi par excellence verbunden wird.“
Eine Begründung, bei der man als normaler Krimileser zwischen Fremdschämen und peinlicher Berührung schwankt. Einen Literaturpreis, der auch noch als → „europäischer“ Krimipreis verkauft und mit Steuergeldern finanziert wird, nach einem → grausamen Serienmörder zu benennen, ist geschmacklos. Denn natürlich ehrt man mit so einem Preis nicht nur die Autorin oder den Autor, die/der mit diesem Preis ausgezeichnet wird, sondern auch den Namensgeber des Preises. → Krimipreise weltweit sind entweder sachlich-neutral benannt (zum Beispiel „Deutscher Krimipreis“), nach stilbildenden Autoren (zum Beispiel „Edgar Awards“) nach Kritikern (zum Beispiel „Anthony Award“) oder nach Gegenständen, die man mit Kriminalliteratur in Verbindung bringen kann (zum Beispiel die „Dagger Awards“, die zudem immer noch den Namen des Preisgeldstifters enthalten). Wie wäre es also in Zukunft mit einem „Charles-Manson-Award“, einem „Yorkshire-Ripper-Preis“ beziehungsweise „Peter-Sutcliffe-Preis“? Vielleicht sollten diese „Krimiexperten“ einfach mal David Peace lesen, ich glaube, dann wären sie nie auf so einen geschmacklosen und dämlichen Preisnamen gekommen.
Was bleibt: Eine klare Forderung, diesen Preis umgehend umzubenennen! Sonst macht man sich, die Kriminalliteratur und die auszuzeichnenden Autoren einfach nur lächerlich.
Kommentare
Klar- Preis umbenennen!
da wird den Organisatoren schon was einfallen. Schließlich gibt es „größere“ Massenmörder als Jack-the-ripper, mit deren Namen man dass Niveau anheben könnte 🙂
Genau, je mehr Opfer (oder brutaler), desto höher das Niveau.
Wenn ich Lupo richtig verstanden habe, wären wir dann beim Hitler- und Stalin-Preis. Wobei: Den Stalin Preis gab es ja schon… Wie wäre es mit dem Pol-Pot-Preis für ostasiatische Krimis?
Nein, Vergleiche mit Hitler oder Stalin verbieten sich von selbst. Allerdings darf man sich als Verantwortlicher nicht wundern, dass bei einer solchen Vorlage solche Verkürzungen vorgenommen werden.
Zudem passte es natürlich in das angebliche Bild der immer brutaler und grausamer werdenen Kriminalromane und Thriller. Ich will nicht behaupten, dass dem wirkich so ist, aber bei vielen Lesern herrscht dieser Eindruck vor oder wird zumindest bestärkt.
Ludger
Ich habe das für Ironie gehalten…
Ironie? Das Krimiblog ist eine ironiefreie Zone… Dafür ist das Hinternet zuständig
Eben. Deshalb haben wir für morgen auch schon etwas vorbereitet.
bye
dpr
Zu welchem Thema?
[…] europäischen Krimipreises “Ripper Award”. Ich hatte mich vor knapp zwei Wochen dazu → in einem Blogbeitrag geäußert. Nun kann man darüber bloggen und zum Tagesgeschäft übergehen. Habe ich aber nicht […]
[…] wird mehrstimmig: Aus den → leisen Stimmen, zu denen auch → meine gehört, werden erfreulicherweise mehr. Auch im Literaturblog → “Duftender Doppelpunkt” […]
[…] Ripper-Award und sein merkwürdiger Name. Eine Geschichte für sich, wie man zum Beispiel → hier oder → hier nachlesen kann. Vereinzelt gab es auch von anderen Seiten […]
[…] dann die nagende Unzufriedenheit ? Auffallend, dass diese Unzufriedenheit (-> hier, -> hier, -> hier, -> hier, -> hier, ) eher aus dem Milieu der Genreleser kommt – vielleicht steckt im Genre […]
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