Krimiblog-Archiv

2005 – 2010

Karneval der kriminellen Geister – Fortsetzung

→ „Carneval of the Criminal Minds“ – ein englischsprachiger Krimiblog-Karneval (oder auch Blogparade genannt, gab es hier auch schon → zwei → Mal) – hält → seine 15. Station bei Bernd ab. Er präsentiert dabei unter anderem einen kleinen Überblick über die deutschsprachige Krimiblog-Szene. Damit ist man dann auch in Großbritannien, USA, Australien und wo man sonst noch überall Englisch spricht, bestens informiert. Danke, Bernd!

Presseschau: Alibis No. 26

Alibis Mit ein paar Tagen Verspätung sei hier unbedingt auf die aktuelle Ausgabe der kanadischen Krimizeitschrift → „Alibis“ hingewiesen. Darin findet sich neben den üblichen Krimikurzgeschichten diesmal unter anderem ein Gespräch von sechs Schriftstellern und Drehbuchautoren – Mario Bolduc, → Chrystine Brouillet, Jacques Côté, → Maxime Houde, André Jaques und → Sylvain Meunier – über die Anfänge des Kriminalromans. Der geschätzte Norbert Spehner hat sich Gedanken zum Leben, Tod und der Wiederauferstehung von Edgar Allen Poe gemacht und wirft einen interessanten Blick auf Romane aus den letzten Jahren, in denen Poe zur Kunstfigur wurde. Der bereits erwähnte André Jacques berichtet über den „Salon du polar Montigny-lès-Cormeilles“. Dazu gibt es natürlich die Auflistung und Kurzrezensionen von aktuellen Kriminalromanen. Dies und viel mehr gibt es in der aktuellen Ausgabe – weitere Infos auch auf der Homepage → www.revue-alibis.com. Spannende Lektüre.

KrimiWelt-Bestenliste für Mai 2008

kooppartner_krimiwelt_logo.jpgDiesmal hat sich recht wenig getan auf der aktuellen KrimiWelt-Bestenliste. Drei neue Kriminalromane sind eingestiegen: Marek Krajewski mit seinem dritten Roman „Festung Breslau“ auf Rang 7, Matt Beynon Rees mit seinem Debüt „Der Verräter von Bethlehem“ auf Rang 8 und schließlich der gute Stuart MacBride, dessen dritter Roman „Der erste Tropfen Blut“ es immerhin auf Rang 10 geschafft hat. Bleibt die Frage, wie wichtig die KrimiWelt-Bestenliste eigentlich ist.

Auf meinen Streifzügen durch die Hamburger Buchhandlungen finde ich sie jedenfalls immer seltener ausgehangen. Noch schwieriger wird es, wenn man Bücher, die auf der Liste sind, auch gleich kaufen will. Weder der Buchhändler um die Ecke noch das große Buchkaufhaus hatten zum Beispiel „Verluste“ von Lawrence Block (Rang 4) oder „1983“ von David Peace (Rang 5) vorrätig. Zugegeben ein sehr subjektiver Eindruck – wobei ich mindestens einmal pro Woche durch unterschiedliche Läden gehe. Wie auch immer – es fällt auf, dass gerade die Bücher aus den kleinen Verlagen, die durch eine solche Liste unterstützt werden könnten, in vielen Buchhandlungen kaum ins Auge fallen.

Hier die aktuelle Liste
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Blut- und Busenliteratur

Flop von Ken Bruen und Jason StarrKen Bruen und Jason Starr: Flop

Auf den ersten Blick treffen zwei Welten aufeinander: Der Ire Ken Bruen, der unter anderem in seiner Serie um den Ex-Polizisten und Privatdetektiv Jack Taylor ein bitterböses Sittenbild des modernen Irlands zeichnet, und der in Brooklyn geborene Jason Starr, dessen düstere Geschichten neurotische Figuren im Moloch New York zeigen. Der zweite Blick jedoch verrät, das wir es hier mit zwei Autoren zu tun haben, die vor allem ihre Vorliebe für tiefschwarzen Humor verbindet und dieser Humor scheint auch anzukommen. Immerhin haben Bruen und Starr mittlerweile drei Romane gemeinsam geschrieben. In der “Max-und-Angela“-Serie um den skrupellosen Geschäftsmann Max Fisher und seine kaltblütige Geliebte Angela Petrakos soll im kommenden Herbst nach den Romanen “Bust“ und “Slide“ der dritte Streich mit dem Titel “The Max“ erscheinen. Während in den USA die Fans also auf den dritten Band warten, können wir uns hier in Deutschland zumindest über den ersten Roman in der Übersetzung von Richard Betzenbichler freuen. “Flop“, so der deutsche Titel, ist eine rasanter und fast schon zeitloser Hardboiled-(Alb)traum.
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TagesSatz: Die verlorene Mitte

„Die Buchkultur wird bedroht von der unglaublichen Vielzahl überflüssiger Bücher, die sich gut verkaufen. (…) Es gibt gute Bücher, die geringe Verkaufszahlen haben. Darunter gibt es einige überflüssige Bücher. Aber was die Verkaufszahlen betrifft, ist die Mitte verloren gegangen. Ein Buch krebst so vor sich hin oder wird ein Bestseller, aber dazwischen gibt es nicht mehr viel.“
Dr. Rutger Booß, Verleger und Geschäftsführer des „Grafit“-Verlages in einem Interview zum Welttag des Buches in der heutigen Ausgabe der „Westfalenpost“

Gangster im Glück

AbzockerLawrence Block: Abzocker

Einen Krimiautor wie Lawrence Block sollte man eigentlich nicht mehr vorstellen müssen. Der Vielschreiber aus New York, der in diesem Jahr 70 Jahre alt wird, hat über 50 Romane veröffentlicht, mehrere Krimiserien geschrieben und wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Doch leider ist Block bei uns in Deutschland der große Durchbruch versagt geblieben. Ähnlich wie etwa bei seinem Kollegen Ed McBain mag die chaotische Veröffentlichung der Übersetzungen von Blocks Büchern ein Grund dafür sein, warum sein Werk heutzutage und hierzulande nur noch von einer kleinen Fan-Gemeinde gelesen und geliebt wird. Traurig, dass zur Zeit gerade mal zwei Romane von ihm auf Deutsch regulär im Buchhandel lieferbar sind. “Verluste“, ein Roman aus der Serie um den Privatdetektiv Matthew Scudder, ist vor einigen Wochen im kleine und feine Shayol-Verlag erschienen und eben “Abzocker“ – ein Frühwerk von Block. Der Roman, der 1961 unter dem Titel “Mona“ in der legendären Pulp-Reihe „Gold Medal“ erstmals erschien, wurde 2004 von den Herausgebern der US-amerikanischen Verlagsreihe “Hard Case Crime“ als erster Band ihrer Verlagsreihe ausgewählt, eine durchaus verdienstvolle und verdiente Ehre.

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Jenseits der Harmonie-Heulbojen

Abschied ohne KüsseAllan Guthrie: Abschied ohne Küsse

Der Schotte Allan Guthrie ist so etwas wie das Wunderkind der englischen Krimiszene. Als sein erster Roman “Two-Way Split“ 2004 bei dem kleinen Verlag “Point Blank Press“ veröffentlicht wurde, arbeitete Allan Guthrie als Buchhändler in einer Filiale von “Waterstone’s “, einer britischen Buchhandelskette, in Edinburgh. Kein geringerer als Ian Rankin empfahl damals seinen Lesern, sie sollten doch zu “Waterstone’s“ gehen, nach Allan Guthrie Ausschau halten und dann seinen Roman kaufen.

Bis zu diesem Punkt hatte der 1965 geborene Guthrie eine Ochsentour hinter sich. Seinen Debütroman hatte er bereits 2001 unter dem Titel “Blithe Psychopaths“ für den “Debut Dagger“ der CWA, der britischen Vereinigung von Kriminalschriftstellern, eingereicht. In dieser Kategorie werden nur unveröffentlichte Romane angenommen und Guthries Text schaffte es sogar auf die Shortlist. Doch einen Verlag konnte er dafür nicht finden.
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Ausgeblendet

Dafür mag ich ihn wirklich sehr, den guten dpr. Manchmal hat er so etwas wunderbar Altmodisches in seinen Texten. Zum Beispiel heute – sein → kleiner Exkurs über Musik und die Analogien zur Kriminalliteratur.

Für jemanden, der musikalisch vor allem in den in den 70er bis 80er Jahren geprägt wurde und seit den 90er Jahren bis heute als DJ gearbeitet hat, hat dprs Exkursion eine verklärende, nostalgische Linie. Hier zum Beispiel:

„Rockmusik etwa. Sie war und ist ein wichtiger Teil des Identifikationsprozesses von jungen Menschen. Völlig ohne Belang, wie sie entsteht, viel wichtiger, was sie bewirkt, was sie auslöst und ausgrenzt.“

Das ist schön fern von jeder musikalischen Lebenswirklichkeit. Wunderbar. Wenn man Rockmusik zum Beispiel durch Hip-Hop oder Gangsta-Rap ersetzen würde, würde es in Teilen sogar stimmen. Und es ist ergreifend, wie hier ganze musikalische Entwicklungen der letzten Jahrzehnte dezent ausgeblendet werden. Wenn die Musik dem Krimi etwas voraus hat, dann sicher das: Sie hat sich wesentlich schneller entwickelt (im positiven und im negativen Sinne) und mit ihr sogar ihre jeweilige Kritik.

Die Katalyse der Wirklichkeit

Vor den HymnenAlfred Hellmann: Vor den Hymnen

Nichts ist so wie es scheint. Für Alfred Hellmanns aktuellen Kriminalroman “Vor den Hymnen“ gilt dies im besonderen Maße. Schon die Eröffnungsszene des Buches ist eine eindringliche Illusion: Maskierte und bewaffnete Männer stehen vor dem Haus von Leonard Gantas im Berliner Stadtteil Grunewald und bereiten offenbar eine Erstürmung vor. Gantas, der sich im Haus aufhält, betreibt ein kleines Textilunternehmen und steht vor dem Ruin. Seine Frau ist tot, sein Sohn soll die angeschlagene Firma demnächst übernehmen und Gantas selbst steht im Verdacht, vor einigen Jahren ein Kaufhaus erpresst zu haben. Vor Gericht konnte ihm die Tat zwar nie nachgewiesen werden, doch Gantas hat immer noch einen Vorrat der Tabletten, mit denen er damals Johannisbeersaft einer bestimmten Marke vergiften wollte – oder vergiftet hat? Gantas selbst will jetzt die Konsequenzen ziehen und bereitet seinen Selbstmord vor. Dazu wird er allerdings nicht mehr kommen, denn einer der bewaffneten Männer erschießt ihn, als Gantas mit einem Telefon in der Hand vor die Haustür tritt. Was wie ein tödlicher Fehler beim Einsatz eines Sondereinsatzkommandos der Polizei aussieht, entpuppt sich schon bald als kaltblütig geplante Abrechnung.
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Streifzug: Allan Guthrie zu „Savage Night“

So also kann man sinnvoll Werbung für sein neues Buch machen: Der schottische Autor → Allan Guthrie erzählt in einem kurzen Film etwas über sich, seine Anfänge als Autor, seine Liebe zur Hardboiled-Literatur, die Unterstützung durch Ian Rankin und eben zu seinem neuen Roman „Savage Night“.
Natürlich ist es Werbung. Aber es ist interessante Werbung für interessierte Leser. Wer Guthrie nicht kennt, wird sich das Ding wahrscheinlich nicht angucken. Aber Fans könnten zum Beispiel den Film weiterleiten. Oder sagen: Schau‘ Dir das mal an. Ganz unaufgeregt.