Krimiblog-Archiv

2005 – 2010

KrimiWelt-Bestenliste für Mai 2009

kooppartner_krimiwelt_logo.jpgEs scheint, als habe die Jury der KrimiWelt-Bestenliste die deutschsprachige Kriminalliteratur entdeckt. Auch in der aktuellen Liste sind gleich sechs Autorinnen und Autoren aus dem deutschen Sprachraum vertreten. Neu dabei diesmal ist Monika Geier mit ihrem Roman „Die Herzen aller Mädchen“. Ja, das könnte eine gute Leseempfehlung sein, die bisherigen Geier-Romane waren jedenfalls überzeugend. Ebenfalls neu: Robert Hültner und sein „Inspektor Kajetan kehrt zurück“ sowie der Italiener Gianrico Carofiglio mit dem Krimi „Die Vergangenheit ist ein gefährliches Land“. Insgesamt also diesmal keine wirklichen Überraschungen. Hier folgt die Liste in der gesamten Übersicht.
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Schuld hat der Leser

Wieder einmal ist ein ehrgeiziges Krimiprojekt gescheitert – so kann man es seit heute bei → „Watching the detectives“ lesen. Die → „Kriminelle Sittengeschichte Deutschlands“, eine Reihe mit zehn Bänden deutschsprachiger Kriminalliteratur aus dem letzten Jahrhundert, herausgegeben vom Hamburger Autor Frank Göhre, wird nach Abschluss und Veröffentlichung des zehnten Bandes nun verscherbelt. So teilt der Verlag, die „Edition Köln – Verlag Peter Faecke“ über „Wtd“ mit: „… der Abverkauf war wider Erwarten ein völliges Desaster.“ Das kann man zu Recht traurig finden. Dieter Paul Rudolph, Betreiber von „Wtd“, hat dann auch schnell den Schuldigen ausfindig gemacht:
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Spröde TV: Was ihr wollt

Steife Brisek
Steife Brise auf der Bühne

Jau, gibt mal wieder Fernsehen. Oder doch Theater? Oder Comedy? Auf jeden Fall Kultur!

„Improtheater ist… charmant provokant – fabelhaft lebhaft – amüsant riskant.“ Das behaupten die Mitglieder der Theatergruppe „Steife Brise“, die seit 1992 für frischen Wind auf den Comedy-Bühnen der Nation sorgen.

Florian Wagensommer hat die Schauspielerinnen und Schauspieler getroffen, die spielen, was das Publikum sehen möchte. Wie für sie ein „gutes“ Publikum aussieht, wie sie sich auf ihre Auftritte vorbereiten und wer eigentlich genau die „Steife Brise“ ist – diese und andere Fragen klärt Florian im Gespräch. Hier jetzt im Video.

Vorhang auf!

Amazon fail?

Ein angeblicher „interner Systemfehler“ beim Online-Buchhändler amazon.com hat in den letzten Tagen für Aufregung gesorgt, berichtet unter anderem → „Der Standard“. Danach sollen Bücher mit schwuler oder lesbischer Thematik aus den Listen mit den meistverkauften Titeln sowie aus der Buchsuche bei amazon.com verschwunden sein. Hintergrund sei eine Entscheidung von Amazon gewesen, „Erwachsenen“-Literatur (darunter fällt unter anderem auch erotische Literatur) nicht mehr in den Verkaufsranglisten anzuzeigen. Daraufhin gab es zahlreiche Proteste, unter anderem beim Microbloggingdienst Twitter unter dem Hashtag → #amazonfail und eine → Online-Petition. Ausführlich diskutiert auch der Autor → Mark R. Probst den Vorfall.

Amazon reagierte mittlerweile und behauptet, ein → Systemfehler habe dazu geführt, dass die entsprechende Literatur aus den Listen verschwunden sei. Die Zweifel bleiben.

Ergänzung:
→ Patrick über amazonfail und den Wert der Freiheit
→ Untenrum nur richtigrum! Martin Reichert in der taz

Don’t Divorce Us

And now to something completely different: Über diesen → Beitrag bei Stefan Niggemeier und → diesen Beitrag bei „Rot, röter, regentot“ bin ich auf das folgende Video gestoßen. Schöne und liebevolle Ostern!

Kriminelles Altpapier vom „Stern“

Stern Special KrimiEin Krimi-Special legt in dieser Woche der „Stern“ auf. In der Beilage zum aktuellen Heft findet sich unter anderem ein Porträt des italienischen Autors Massimo Carlotto, der Selbstversuch des Schriftstellers Frank Schulz, der sich erstmals im Genre ausprobieren möchte (und scheitert), sowie reichlich Kurzrezensionen zu aktuellen Krimis und Thrillern. Zumindest das, was man in der „Stern“-Kulturredaktion wohl unter Krimirezensionen versteht. Natürlich gibt es nur die „besten Thriller des Frühjahrs“ und ein Satz wie „Ein paar Klischees weniger wären hier aber mehr gewesen“ ist vermutlich der kritischste im ganzen Heft. Bei Formulierungen wie „Angereichert mit einem Hauch von Verwesung“ möchte man dann doch vor Fremdscham in den Boden versinken. Das hat dann das Niveau der „Focus“-Mordkommission.

Nee, lieber „Stern“ – das ist eine alberne Werbepostille für die Krimiverlage. Einzig die Illustrationen von Thomas Ott sind ganz hübsch. Ansonsten: Kann zum Altpapier. Auf eine Online-Fassung bei stern.de können wir dann auch verzichten.

KrimiWelt-Bestenliste für April 2009

kooppartner_krimiwelt_logo.jpgLeider mit einigen Tagen Verspätung und um die Chronistenpflicht zu erfüllen reiche ich hier jetzt noch die KrimiWelt-Bestenliste für den April nach. Man mag sich ja verwundert die Augen reiben, aber alle drei Neueinsteiger sind deutschsprachige Autoren beziehungsweise eine Autorin. Ist der deutsche Krimi (mal wieder) im Aufwind?

Nun ja, das kann man alles relativ sehen. Jörg Juretzkas aktueller Roman „Alles total groovy hier“ sei „Noir unter brachialer Sonne“. Nee, Juretzka tut das, was er schon seit Jahren tut und das tut er ganz gut. Mehr nicht. Bei Oliver Bottini, der mit seinem vierten Roman „Jäger der Nacht“ vertreten ist, verhält es sich ähnlich – nur, dass es nicht so lustig zu geht wie bei seinem Kollegen aus dem Ruhrgebiet. Und Uta-Maria Heim überrascht mit ihrem „Wespennest“ nicht wirklich, sondern die Autorin führt fort, was sie vor 18 Jahren begonnen hat. Das alles ist in Ordnung, Anlass zur Euphorie bietet die aktuelle Liste allerdings nicht. Die sieht so aus:
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„Sittenwidrig hässlicher Titel“

Hat der Pendragon-Verlag mit dem aktuellen Krimi „Tödlicher Hermannslauf“ seiner Autorin Renée Pleyter die Markenrechte des Sportvereins TSVE 1890 Bielefeld verletzt? Mit dieser Frage darf sich das Landgericht Bielefeld in Kürze beschäftigen, denn → laut einer Meldung in der Online-Ausgabe der Zeitung „Neue Westfälische“ fühlt sich der Sportverein um sein Markenrecht betrogen. Günter Entgelmeier, 1. Vorsitzender des Vereins behauptet gegenüber der „NW“:

„Der Name Hermannslauf als Marke ist beim Deutschen Patent- und Markenamt in München seit dem 24. Februar 2004 geschützt. Man hätte uns um Erlaubnis fragen müssen, diesen Namen als Buchtitel zu verwenden.“

Der Rechtsbeistand des Vereins, Wolfgang Schlüter, spricht sogar von einem „sittenwidrig hässlichen Titel“. In dem Zusammenhang ist interessant, was einige Absätze später im Artikel der „NW“ zu lesen ist:

„Am 31. März wird in Bielefeld ein weiteres Buch präsentiert, das sich mit dem Hermannslauf beschäftigt. „Abenteuer Hermannslauf“ heißt der Titel, der ab dem 1. April im Buchhandel erhältlich ist. Autoren sind die beiden Hermannslauf-Mitbegründer Peter Gehrmann und Wolfgang Schlüter. Letztgenannter ist der Anwalt des TSVE 1890 im Streitfall mit dem Pendragon-Verlag.“

Pendragon-Verleger Günther Butkus kontert und gab zu dem Vorgang heute folgende Pressemitteilung heraus:

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Vielschichtige Seelenporträts

Tod durch Erinnern Corinna Waffender: Tod durch Erinnern

Innerhalb der deutschsprachigen feministischen Literatur ist Corinna Waffender, die Mitte der 1980er Jahre zunächst mit Kurzgeschichten und Lyrik auf sich aufmerksam machte und die seit 2002 in regelmäßigen Abständen Romane veröffentlicht, eine feste Größe. Ihre komplexen Geschichten, in denen oft die schwierigen Beziehungen zwischen Frauen thematisiert werden, zeichnen sich durch eine sachliche und unaufdringlich, zugleich aber auch leuchtende Sprache aus. Ihre Figuren wirken in der Regel realitätsnah und greifbar. Es ist also durchaus nachvollziehbar, wenn der Berliner Querverlag zum Start seiner neuen lesbisch-schwulen Krimireihe “Quer Criminal“ eine Autorin ins Rennen schickt, die sich durch anspruchsvolle Texte einen Namen gemacht hat und die sich nun im Krimigenre austoben darf. Steht uns also nun auch der “lesbisch-literarische“ Krimi ins Haus? Der gehobene Psychothriller irgendwo zwischen PMS, Politik und Poesie? Erfreulicherweise nicht, denn Corinna Waffender schafft es, ihren sehr eigenen Blick auf Kriminalität zu werfen und diesen mit ihren bewährten Mitteln spannend zu erzählen.

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„Wie Bilder von Hieronymus Bosch“

Michael Connelly. Photo by Ludger Menke

Ein Interview mit Michael Connelly
Von Ludger Menke

Es gibt Romanhelden, die begleiten einen als Leser für lange Zeit. Hieronymus “Harry“ Bosch, Ermittler bei der Polizei von Los Angeles, ist so ein Held. Erfunden hat ihn Michael Connelly, der zu den erfolgreichsten Autoren in den USA zählt. Geboren wurde Connelly 1956 in Philadelphia. Der Autor kam über seinen Beruf als Kriminalreporter zum Schreiben von fiktiven Kriminalfällen. Darin mag ein Grund liegen, warum seine Romane als gut recherchiert und realistisch gelten. Doch Connelly ist es auch gelungen, mit seinem Helden Harry Bosch einen sehr beliebten Polizisten zu erfinden. Bei uns ist gerade der Roman “Echo Park“, der zwölfte Krimi mit Harry, erschienen. Ich hatte die Gelegenheit zu einem Gespräch mit dem Autor, dessen Romane sich immer mehr zu einem großen Gesamtbild zusammenfügen, und der im Interview ausführlich Auskunft nicht nur über seine Figur Harry Bosch gibt.
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