Krimiblog-Archiv

2005 – 2010

Blogs – Big Brother für Intellektuelle?

Die Qualitätsdiskussion zum Thema Blog ( siehe unter anderem hier, hier, hier oder hier) hat auch Australien erreicht. Marcus schreibt, es sei Quatsch über die Qualität von Blogs zu diskutieren. Das sehe ich nicht so: Es ist gut, wenn die Blog-Autoren sich Gedanken darüber machen, wie sie Texte so interessant verfassen können, dass sie möglichst viele aufmerksame Leser bekommen. Das merkt man „guten“ Blogs an. Davon allerdings, so der gängige Tenor in der Diskussion, gebe es nur wenige. Die meisten Blogger hauen einfach irgendwas in die Tasten und veröffentlichen es im Netz. Was sind dann gute Blogs? Big Brother für Intellektuelle?

Nun betreibe ich mal Nabelschau: Ich schreibe ein Blog, weil es momentan relativ viel Aufmerksamkeit bekommt (da gleichen sich meine Erfahrungen mit denen von Marcus). Dazu kommt, dass ich nicht an feste Formen gebunden bin. Wenn ich zum Beispiel eine Buchbesprechung schreibe, gibt es einfach Vorgaben, die ich einzuhalten habe. Im Blog, das in meinen Augen immer eine sehr starke persönliche Komponente beinhaltet, bin ich wesentlich freier. In meiner Arbeit als Journalist habe ich vorgegebene Themen zu behandeln, in bestimmten Formen. In meinem Blog, einem Freizeitvergnügen, bin ich frei, zu schreiben, was und wie ich will – abgesehen von den gesellschaftlichen Vorgaben, die in der Öffentlichkeit zu beachten sind (also keine Beleidigungen, Volksverhetzung etc.) und die ich auch gerne einhalte. Nun, das gilt natürlich auch für alle anderen Formen im Internet. Auch eine persönliche Webseite kann ich gestalten wie ich möchte. Der Unterschied: Die möglichst zeitnahen Einträge. Der Kalender eines Blogs weißt mich freundlich aber deutlich darauf hin, wann ich was geschrieben habe und das es vielleicht mal wieder Zeit für einen Einträg wäre.

Dazu kommt die starke Verknüpfung von Person und Thema. Ich schreibe vor allem über Kriminalliteratur – weil es „mein“ Thema ist, das mich am meisten beschäftigt. Wieviele Leser kann man damit erreichen? Weiß ich nicht, ich kann keine Untersuchung oder Marktforschung dazu anstellen. Nur Vermutungen, die sagen, dass es durchaus viele Menschen gibt, die gerne Krimis lesen. Der ein oder andere kommt dann hier vorbei, und wenn es gefällt, kommt er oder sie vielleicht wieder. Ich muss hier keine Zeitschrift verkaufen oder Quotenvorgaben erfüllen. Das macht einfach Spaß, es gibt keinen Druck, bis auf den, den ich mir selber mache (siehe Kalender).

Sind Blogs deshalb eine neue Konkurrenz für Journalisten? Quatsch, ordentlicher Journalismus – zu allen Themen – ist weiter wichtig und es wird weiter Zeitungen, Zeitschriften, Radio- und Fernsehmagazine geben. Das schöne ist doch, dass Blogs eine für Deutschland relativ neue mediale Form sind. Gerne wird auf die USA verwiesen, wo ja angeblich Blogs eine gewisse Rolle im letzten Wahlkampf gespielt haben sollen. Im Gegenzug wird darauf hingewiesen, dass es in Deutschland sehr wenige und ernsthafte Polit-Blogs gibt. Nun ist das Interesse an Politik hier in Deutschland wohl eher gering – das bedauere ich, aber deswegen werde ich nun kein Politik-Blog schreiben. Mit Politik beschäftige ich mich während meiner Arbeit, das reicht mir. Wenn es Leute gibt, die interessante Blogs zum Thema Politik schreiben, her mit den Links, ich lese da gerne rein.

Die Entwicklung der Blogs – da hat Martin Röll Recht – steht doch erst am Anfang. Es kann eine spannende Geschichte werden und ich bin neugierig, was passieren wird.

Glauser – Folge 2 – Die Nominees

Die Nominees für den Friedrich-Glauser-Preis – Krimipreis der Autoren – 2005 stehen fest und dürfen veröffentlicht werden.

In der Kategorie Roman sind nominiert:

Für eine Hand voll YenGerd Anhalt: Für eine Hand voll Yen : Hamada Kens zweiter Fall
München : Knaur-Taschenbuchverlag, 2004
ISBN 3-426-62452-4

Verlagstext:
Hamada Ken, vollschlanker Privatdetektiv und Möchtegern-Humphrey-Bogart aus Tokio, geradewegs von der Pubertät in die Midlife-Crisis geschlittert, will auf Folksänger umschulen. Und rasselt prompt in seinen zweiten Fall hinein: Sein Jugendfreund Hisashi wird von finsteren Männern gejagt, und ausgerechnet Hamada muss wider Willen als Pflegevater für Hisashis kleinen Sohn Akira herhalten. Im Kampf mit den Windeln, einer mörderischen Sekte, einem Kredithai und vor allem mit sich selbst kommt Hamada einem monströsen Dreieck des Todes auf die Spur.

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Sabine Deitmer: Scharfe Stiche
Frankfurt am Main : Krüger, 2004
ISBN 3-8105-0415-7

Verlagstext:
Vor dem Eingang einer Privatklinik liegt in einem aufgerissenen Müllsack eine männliche Leiche: Dem Opfer wurden die Ohren abgeschnitten und Schweineohren angenäht. Er war Schönheitschirurg, ein Meister seines Faches. Die Ermittlungen von Kommissarin Beate Stein, die wir schon aus „NeonNächte“, „Kalte Küsse“ und „Dominante Damen“ kennen, konzentrieren sich auf die Opfer des Professors, Frauen, die sich durch eine Operation verschönern wollten und enttäuscht wurden.

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Marx, my love Christine Grän: Marx, my love
München : Bertelsmann, 2004
ISBN 3-570-00624-7

Verlagstext:
Rothaarig, lasterhaft und vom Leben geschüttelt wie ein guter Wodka-Martini. Unwiderstehlich wie eh und je taucht Anna Marx nach 15 Jahren aus der Versenkung auf. Die ehemalige Klatschreporterin ist der Regierung und der Kriminalität nach Berlin gefolgt und schlägt sich dort als Privatdetektivin durch. Spezialität: untreue Ehemänner, entlaufene Haustiere. Um den drohenden 50. Geburtstag in sündhaft teuren italienischen Schuhen verbringen zu können, geht sie widerwillig einem lukrativen Auftrag nach. Die ebenso mächtige wie eigenwillige Filmproduzentin Rosamunde Stark fühlt sich von einem verkrachten Drehbuchschreiber bedroht und wird prompt in einem Nobelrestaurant ermordet. Verdächtige gibt es genug: Rosamundes koksender Ehemann, ihre ehrgeizige Assistentin, ein aufstrebender Schauspieler und natürlich der Drehbuchschreiber kommen als Täter in Frage. Anna Marx wähnt sich in einer dieser verhassten Fernsehserien und tappt in einen Sumpf aus Sex, Geld, Eitelkeit, Ehrgeiz und Erpressung. Welche Rolle spielt der ermittelnde Kommissar? Mit allen Mitteln versucht er, Anna seine Regeln aufzuzwingen. Doch die Dame sticht den Buben.

Christine Grän hat eine wunderbar widerborstige Figur weitergeführt, die an Chandlers Marlowe erinnert und den Mächtigen, Schönen und Reichen den Spiegel vorhält.

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Inspektor Kajetan...Robert Hültner: Inspektor Kajetan und die Betrüger
München : btb, 2004
ISBN 3-442-75119-5

Verlagstext:
München, in den 20er Jahren: Paul Kajetan, der sich seit seiner Entlassung als Detektiv durchs Leben schlägt, gerät in Verdacht, auf seinen Nachfolger in der Münchner Polizeidirektion einen Mordanschlag verübt zu haben. Um seine Unschuld zu beweisen, macht er sich auf die Suche nach dem wahren Täter. Ein nicht ganz ungefährliches Unternehmen, wie sich bald herausstellt. Denn er hat es mit mächtigen Gegnern zu tun, die vor einem Mord mehr oder weniger nicht zurückschrecken. Kajetans Recherchen führen ihn von der Welt der frühen Alternativen und Landkommunen bis in das Milieu der Spekulanten, Parvenüs und Rechtsradikalen. Stück für Stück setzt er das Puzzle zusammen – und lässt dabei fast sein Leben …

Fesselnd bis zur letzten Seite, historisch genau und atmosphärisch dicht: Robert Hültners Kriminalromane um Inspektor Kajetan, die in den turbulenten Jahren der Weimarer Republik spielen, gehören zum Besten, was die deutsche Krimilandschaft zu bieten hat.

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Hunkeler macht SachenHansjörg Schneider: Hunkeler macht Sachen
Zürich : Ammann Verlag, 2004
ISBN 3-250-10474-4

Verlagstext:
Es ist Ende Oktober, die Stadt Basel ist grau und naß wie im Dezember. Weil seine Freundin Hedwig für drei Monate nach Paris verreist ist, sitzt Kommissär Peter Hunkeler wieder einmal im verrauchten Milchhüsli und trinkt ein paar Feierabendbiere. Es ist schon früher Morgen, als er auf dem Heimweg dem alten Hardy begegnet. Hunkeler setzt sich zu ihm und raucht eine Zigarette. Aber der sonst so gesprächige Hardy bleibt unerwartet stumm. Seine Kehle ist eine klaffende Wunde. Medien und Stadtpolizei sind sich einig: hinter dem Mord steckt eine Schmugglerbande aus Albanien. Aber das ist Hunkeler zu einfach – mit seinen eigenen Methoden folgt er einer heißen Spur und wird prompt vom Dienst suspendiert. Er räumt sein Büro und setzt allein auf sein untrügliches psychologisches Gespür. Es führt ihn ins Basler Rotlichtmilieu und in dunkle, unbekannte Abgründe der Schweizer Vergangenheit.

Kommissär Hunkeler ist längst eine Kultfigur. Und im Herbst 2004 kommt der rauhbeinige Individualist mit dem Charme eines Flaneurs auf die Leinwand: mit Mathias Gnädinger als kongenialem Spürhund in den Verfilmungen von „Das Paar im Kahn“ und „Tod einer Ärztin“.

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In der Kategorie Debüt sind nominiert:

EngelsgiftSusanne Ayoub: Engelsgift
Hamburg : Hoffmann und Campe, 2004
ISBN 3-455-00220-X

Verlagstext:
Dies ist eine Geschichte von Eifersucht und Hass, eine Geschichte über Mutter und Sohn – das sagt der alte Mann, der im Nachhinein die Unschuld seiner Mutter beweisen will. Der Roman über eine machtvoll betörende Frau, ein tragisches Scheitern und den perfekten Mord.

Ein Sensationsprozess im Wien des Jahres 1938: Die bildschöne Karoline Streicher soll ihren Ehemann, die neugeborene Tochter, ihre Tante und die Untermieterin vergiftet haben. Der „Dämon mit dem Engelsgesicht“, wie die Boulevard-Presse lüstern schreibt, stand schon Jahre zuvor als Versicherungsbetrügerin vor Gericht. Aus Mangel an Beweisen wurde Karoline damals freigesprochen. Doch dieses Mal wird die glamouröse Angeklagte der Strafe nicht entgehen. Sechzig Jahre später will die Autorin Marie Horvath ein Drehbuch über das düstere Schicksal der Karoline Streicher schreiben. Karolines Sohn liefert ihr jedoch eine völlig neue Version der Verbrechen. Er war ein Kind, als seine Mutter hingerichtet wurde, aber er erinnert sich noch genau. Seine Mutter, die Schönste der Frauen, war für ihn eine Bestie in Menschengestalt – aber keine Mörderin. Wurde der „blonde Todesengel“ Opfer eines Justizirrtums? Marie gerät in den Bann des undurchsichtigen alten Mannes. Sie merkt zu spät, dass sie sich im Netz seiner Erzählungen gefährlich verstrickt. Ein Roman mit unheimlichem Sog, der auf einem authentischen Kriminalfall beruht.

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Der Tod ist ein langer...Mischa Bach: Der Tod ist ein langer, trüber Fluss
Frankfurt am Main : Brandes und Apsel, 2004
ISBN 3-86099-503-0

Verlagstext:
Ophelia weiß zwar nicht mehr, wer sie war, bevor man sie nach einem mutmaßlichen Selbstmordversuch bei Bonn aus dem Rhein zog. Dafür hat sie eine besondere Eigenschaft: Sie kann die Toten hören. Und weil die Lebenden eine Frau ohne Gedächtnis, eine Frau, die mit den Toten kommuniziert, beunruhigend finden, zieht Ophelia die Gesellschaft der Toten vor. Sie arbeitet in der Bonner Gerichtsmedizin. Dort trifft sie auf ihren Hamlet. Sie macht sich auf die Suche nach der Geschichte des Toten und findet zunächst heraus, dass ihr Hamlet eigentlich Raffael heißt. Und damit begibt sie sich nicht nur auf eine Reise in seine wie in ihre Vergangenheit, sondern auch in Gefahr …

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Das Kinder der Jungfrau Birgit Lautenbach und Johann Ebend: Das Kind der Jungfrau
Kassel : Prolibris Verlag Rolf Wagner, 2004
ISBN 3-935263-25-2
(Braunschweig Krimi)

Verlagstext:
Die routinierte, manchmal ein wenig eigensinnige Hauptkommissarin Emma Kampmann soll ermitteln, wie Rosa Steinke zu Tode gekommen ist. Ihr Sohn Bruno beteuert, er habe sie umgebracht, aber es gibt keinen Hinweis auf eine unnatürliche Todesursache. Das Haus, in dem Rosa und Bruno zusammengelebt haben, gleicht einer Mülldeponie. In seiner bedrückenden Atmosphäre hat sich einige Jahre zuvor Rosas Nichte umgebracht. Dann gibt es noch einen weiteren Todesfall. Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren. Sie führen Emma Kampmann in eine Vergangenheit, die ein entsetzliches Familiengeheimnis birgt.

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Der FrisörChristian Schünemann: Der Frisör
Zürich : Diogenes, 2004
ISBN 3-257-86114-1

Verlagstext:
Debüt für einen ungewöhnlichen Amateurdetektiv – Starfrisör Tomas Prinz: In welchem Dilemma steckte die Beauty-Redakteurin Alexandra Kaspari am Abend vor ihrem Tod? War sie in Intrigen verwickelt, in Korruption, gab es ein persönliches Motiv? Starfrisör Tomas Prinz fühlt sich persönlich herausgefordert, denn abgesehen vom Mörder war er der letzte, mit dem Alexandra plauderte.

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Der Fall des LemmingStefan Slupetzky: Der Fall des Lemming
Reinbek bei Hamburg : Rowohlt-Taschenbuch-Verlag, 2004
ISBN 3-499-23553-6

Verlagstext:
Leopold Wallisch, Spitzname „Lemming“, ist auf Betreiben seines bösartigen Kollegen Krotznig aus der Mordkommission entlassen worden. Jetzt arbeitet er für eine kleine Wiener Privatdetektei und spioniert potenziellen Ehebrechern hinterher. Als einer der von ihm Überwachten, der pensionierte Lateinlehrer Grinzinger, ermordet wird, will er den Fall selber aufklären. Immer tiefer gerät er in ein komplexes Geflecht aus Macht und Verrat, Sadismus und Demütigung, dessen Wurzeln zwanzig Jahre zurückreichen. Die Suche nach dem Mörder gerät zum Wettlauf mit dem brutalen Krotznig, der die Ermittlungen seines ehemaligen Partners mit allen Mitteln zu stoppen versucht. Doch der Lemming hat noch einen Trumpf in der Hand: die ominöse Nickelbrille, die Grinzinger kurz vor seinem Tod im Wald vergraben hat …

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Weitere Nominierungen gibt es in der Sparte Kurzgeschichte:

Anne Chaplet: Wem die Stunde schlägt in Königsborn (in: Mehr Morde am Hellweg, Grafit Verlag)
Horst Eckert: On the Road: Juwelen am Hellweg (in: Mehr Morde am Hellweg, Grafit Verlag)
Doris Gercke: Der Richter von Unna oder: Das achte Gebot (in: Mehr Morde am Hellweg, Grafit Verlag)
Gunter Gerlach: Hochzeit vin Voerde (in: Mord am Niederrhein, Grafit Verlag)
Sandra Lüpkes: Klackklack-Klackklack (in: Mein Juist, Verlag Alt Juist)

Für den Hansjörg-Martin-Preis – Kinder- und Jugendkrimipreis der Autoren sind folgende Romane nominiert:

Jürgen Banscherus: Das Lächeln der Spinne. – Arena Verlag
Kirsten Boie: Die Medlevinger . – Oetinger Verlag
Kristina Dunker: Sommergewitter . – Deutscher Taschenbuch Verlag
Joachim Friedrich: Die geheime Tür . – Thienemann Verlag
Sabine Ludwig: Die Nacht in der Mr. Singh verschwand . – Dressler Verlag

Der Ehrenglauser wird in diesem Jahr Ingrid Noll verliehen.

Neu in diesem Jahr ist, dass die Preisträger erst während der Criminale 2005, auf der Abschlußgala „Tango Criminale“ in Arnsberg (Hochsauerlandkreis) am 30. April 2005, bekanntgegeben werden. Es bleibt also lange spannend.

Weitere Informationen gibt es auch auf der Homepage des Syndikats.

Gib‘ mir die Nacht

Nacht der Medien
Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus. Morgen treffen sich die Mitglieder und Freunde des Allgemeinen Hamburger Presseclubs zum zweiten Mal zur Mediengala auf dem Süllberg. Die Abteilung für leichte Tanz- und U-Musik erwacht dafür extra aus ihrem Winterschlaf und wird sich, mit immer noch verschniefter Nase, in Richtung Blankenese begeben. Dann werden über 1.000 Medienmenschen endlich mal nach meiner Pfeife tanzen – ist ja auch mal was.

Glauser – Folge 1

Für alle, die neugierig sind: Die Nominierungen für den Friedrich-Glauser-Krimipreis 2005 stehen (schon länger) fest, aber nun wissen wir – dank Anne Chaplet – wer in der Sparte Kurzgeschichte nominiert ist. Die restlichen Nominierungen (Roman, Debüt, und Martin-Kinder- und Jugendkrimipreis) dürften dann auch bald folgen.

KrimiWelt

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Die Alligatorpapiere berichten heute aktuell, dass es im März 2005 nun endlich mit der Bestenliste für Krimis los gehen wird. Ein Artikel dazu findet sich auf der Homepage des Magazins Buchmarkt. 17 Kritiker aus Deutschland, Österreich und der Schweiz werden dann jeweils monatlich die zehn besten Neuerscheinungen im Genre Kriminalliteratur auswählen und vorstellen. Es sollen die Krimis sein, denen die Kritikerjury „möglichst viele Leser“ wünscht. Ähnlichkeiten zur SWR-Bestenliste sind vermutlich rein zufällig 😉 .

Hinter den Kulissen – deep in gossip – war schon länger von einer solchen Krimi-Bestenliste die Rede – ich hörte das erste Mal im letzten Frühjahr davon. Nun ist es also offiziell und wir dürfen gespannt auf die erste Liste sein. Einige der Kritiker und Kritikerinnen finden sich übrigens auch beim Deutschen Krimipreis wieder. Im Gegensatz zum DKP wird es aber keinen Unterschied zwischen deutschen Originalausgaben und Übersetzungen geben. Könnte also spannend werden, weil einigen Kritikern – zu Unrecht – unterstellt wird, sie würden deutschsprachige Autorinnen und Autoren nicht schätzen oder seien irgendwie blind, wenn es um heimische Kriminalromane gehe. We will see.

Was gibt es sonst noch? Ein herzliches Dankeschön an die lieben Leute vom Hinter-Net!, die in ihrem Weblog freundlich auf mein Nachtbuch hingewiesen haben. Da revanchiere ich mich doch mal ganz artig mit dem einen oder anderen Link. Also, statten Sie dieser „kulturellen Frittenbude am Rande der Datenautobahn“ einen Besuch ab – lohnt sich!

Ansonsten vertieft sich die deutsche Blogsphäre gerade in eine Diskussion über die Qualität von Blogs (siehe hier, hier, hier oder hier). Qualitätsdiskussionen sind an und für sich gut, aber bitte keine selbstsüchtige Nabelschau. Danke!

Fortsetzung der Tess-Monaghan-Reihe

Laura Lippman - copyright protectedNach einer längeren Pause (oder kommt mir das nur so vor?) setzt der Rotbuch-Verlag die Veröffentlichung von Laura Lippmans Krimis fort. Gerade erschienen ist „Butchers Hill“, der dritte Fall für Tess Monaghan. Der Klappentext verspricht:

„Tess Monaghan, die ehemalige Baltimore Star-Reporterin, hat sich entschieden und das Detektiv-Spiel nun zum Beruf gemacht. Sie hat ihr Büro in Butchers Hill eröffnet. Das ist vielleicht nicht die beste Adresse, aber irgendwo muß man ja anfangen. Ihr erster Kunde hier ist ein Mörder, der nach dem Verbüßen seiner Strafe, nun diejenigen Kinder aufspüren möchte, die damals Zeugen seiner Tat waren. Denn, so seine Worte, er wolle sie für die seelische Not entschädigen. Doch plötzlich, noch während Tess sucht, kommen die Jugendlichen einer nach dem anderen ums Leben.

Tess muß sich nun beeilen, diese schreckliche Spur von viel Geld zu finden, um weitere Morde des „Butchers von Butchers Hill“, dem ein authentischer Fall zugrunde liegt, zu verhindern. „


Schön, das Rotbuch die Reihe fortsetzt und zwar auch in der richtigen Reihenfolge, also nach „Baltimore Blues“ und „Charm City“ nun der dritte Fall. Allein „In einer seltsamen Stadt“ (engl.: „In A Strange City“) bildete da wohl eine Ausnahme, weil dieser sechste Fall in Deutschland als erster übersetzt wurde.

In den USA gibt es mittlerweile mit „By A Spider’s Thread“ schon den neunten Fall für Tess Monaghan sowie ein Roman außerhalb der Monaghan-Reihe unter dem Titel „Every Secret Thing“.

Nebelmaschine

TeufelsbrutBettina Gundermann: Teufelsbrut

Das Etikett „Noir“ wird mittlerweile (wieder) gerne auf Kriminalromane geklebt. Noir ist chic, Noir ist „in“ und Noir, so scheint es, ist per se ein Qualitätszeichen für gute Kriminalliteratur. Nicht alles, was unter diesem Label dann verkauft wird, hat auch ernsthaft etwas mit Noir zu tun. Jüngstes Beispiel ist Bettina Gundermanns Roman „Teufelsbrut“, der in der neuen Reihe „Die Dunklen Seiten bei nymphenburger“ erschienen ist.

Bitte wundern Sie sich nicht: Ich weiß sehr wohl, das „dunkel“ als Adjektiv klein geschrieben werden müsste, während Nymphenburger als Eigenname groß zu schreiben wäre, es steht aber so mehrfach auf und in dem Buch. Das haben sich vermutlich kluge Marketingstrategen beim Verlag ausgedacht, ist vielleicht chic oder modern – ich find’s dämlich. Aber wer achtet nach der Verwirrung durch neue und alte Rechtschreibung schon auf solche Kleinigkeiten – Kleingeister wie ich, vermutlich.

Der Autorin kann dies sicher nicht angelastet werden, genauso wie der tolle Klappentext auf ihrem Buch, der „ein in der Tradition der „serie noire“ stehenden Psychothriller“ verspricht. Was also erwarte ich? Eine realitätsnahe, gesellschaftskritische Erzählung, einen dunklen Roman, der die Schrecken der Seele offenbart, aufzeigt oder irgendwie greifbar werden lässt. Geschundene Seelen gibt es in der Tat reichlich in dem Buch. Gleich am Anfang gibt’s eine Vergewaltigungsszene in der „Heiligen Nacht“. Neun Monate später bringt Ambra, das Opfer, die „Folgen“ der bösen Tat zur Welt: Die Zwillinge Luca und Raphael. Es handelt sich um engelsgleiche Wesen, folgt man der Wahrnehmung von Zardok („der Gerechte“). Zardok, vermeintlicher Onkel der beiden Geschwister, lebt in einem Dorf und zieht die beiden Kinder groß.

Kitschig-klebrige Psychostory

Jahre später begegnet die junge Sara dem geheimnisvollen Zardok, als sie enttäuscht von ihrem Leben in der Stadt in eben jenes Dorf flüchtet, in dem kurz zu vor eine junge Frau von den Dorfbewohnern zu Tode gehetzt wurde. Sara verliebt sich in Zardok, der diese Liebe jedoch nur deshalb erwidert, weil Sara ihn an Luca erinnert. Luca und ihr Bruder Raphael sind hingegen verschwunden.

Sara entdeckt bei Zardok die Tagebücher von Ambra, in dem die Mutter das Geheimnis ihrer „Teufelsbrut“ niedergeschrieben hat. Sara kommt auch Zardok auf die Schliche und lüftet nach und nach ein Geheimnis, in dem Inzest, Kindesmissbrauch, Mord und Hetze eine wichtige Rolle spielen.

Mit Noir hat das herzlich wenig zu tun: Bettina Gundermann erzählt ihre krude Geschichte in einer furchtbar manieristischen Sprache, haut dem Leser platte Dialoge um die Ohren und setzt künstliche Mythen, wie etwa drei Krähen, aufdringlich ein. Auch sonst scheint die Autorin ein Faible für Nebelmaschinen (es wabbert kräftig) und billige Effekte zu haben. So fällt zum Beispiel das Wort „Kinderficker“ mindestens drei Mal – was als Provokation gedacht ist, entpuppt sich jedoch nur als widerlicher Possenreißer. Jeder B-Movie versprüht mehr Esprit als Gundermanns kitschig-klebrige Psychostory. Noir ist hier gar nichts, höchstens eine (vom Verlag aufgesetzte?) Attitüde, weil es gerade angesagt ist. Klare Empfehlung: Lesen Sie lieber ordentliche Noir-Romane. Davon gibt’s ja reichlich.

Bettina Gundermann: Teufelsbrut/ Roman. – München : Nymphenburger, 2005
ISBN 3-485-01039-1
(Die Dunklen Seiten bei nymphenburger)

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Eine Nacht drüber schlafen

Eine recht verwirrende Geschichte um Geschwisterliebe, Abhängigkeit und tödliche Hetzjagd durch ein Dorf liefert Bettina Gundermann mit ihrem Roman „Teufelsbrut“. Eines dieser Bücher, nach deren Lektüre ich gerne noch einmal eine Nacht schlafe, um am Morgen zu sehen, was an Bildern hängen geblieben ist. Der Roman hatte schon eine Sogwirkung, allerding schwanke ich noch in der Bewertung des Stils: War das nun Kunst oder doch eher ein bisschen aufgeblasenes Sprachspiel? Weiß nicht, ich schlaf‘ drüber.

War übrigens das erste Buch aus der neuen Nymphenburger-Krimireihe „Die dunklen Seiten“, die anderen will ich in den nächsten Wochen auch noch lesen.

Trümmer und Erinnerungen

Ferne PalästeAbilio Estévez: Ferne Paläste (Los Palacios distantes)

Havanna im Jahre 2000: In der Stadt der Einstürze und Erinnerung macht sich der über 40-jährige Victorio daran, seine Habseligkeiten – Schallplatten, Bücher, Fotos – zu verbrennen. Er weiß, dass das Haus, in dem er sein Zimmer hat, eingerissen werden soll. Also übergibt er die Zeugnisse seiner Vergangenheit dem Feuer, um hinaus in die Stadt zu fliehen. Ziellos streift er durch die Straßen, bis er Selma, eine Prostituierte, kennenlernt. Sie erzählen sich gegenseitig von ihrer Kindheit und vom ersten Sex – Zufluchtsphantasien angesichts der Trümmer um sie herum.

Schließlich entdeckt Victorio ein kleines, verfallenes Theater, in dem Don Fuco ihm Unterschlupf bietet. Don Fuco spendet – als Clown verkleidet – den Trauernden Trost, er ist auf den Dächern Havannas genauso zu Hause, wie auf den Friedhöfen. Im Liceo, dem verfallenen Theater, wird auch Victorio durch Don Fuco getröstet. Der Clown erzählt von vergangenen Tagen, beschwört bessere Tage herauf, als Maria Callas, Enrico Caruso oder Sarah Bernhardt am Theater gastierten und für Glanz sorgten.

Mit prachtvollen Bildern und einer poetischen Sprache zeichnet Abilio Estévez in seinem zweiten Roman ein gegensätzliches und spannendes Bild von Havanna. Die Stadt – zwischen Revolution und Armut, zwischen Elend und Glanz – ist die eigentliche Hauptfigur des Romans. Mal sinnlich, mal abstoßend aber immer sehr lebendig – so zeigt Estévez die kubanische Hauptstadt und ihre Menschen, denen angesichts der Armut oft nur noch der Blick zurück, die Erinnerung, das Paradies der Kindheit bleibt.

Abilio Estévez: Ferne Paläste / Roman. Aus dem Spanischen von Susanne Lange. – München : Luchterhand Literaturverlag, 2004. ISBN 3-630-87167-4
EST: Los Palacios distantes <dt.>

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Criminale im Sauerland

Na, die erste Verabredung steht dann ja fest. Ob die Damen und Herren Krimischreiber eigentlich wissen, was sie da im Sauerland erwartet? Zur Einstimmung das Sauerland-Lied:

Ein Bauer stand im Sauerland und dachte drüber nach,
dass Hühner auf der Stange sitzen, Tauben auf dem Dach.
Inzwischen in sein Hühnerstall, da tobt der Fuchs ganz munter
und holt die Hühner nach und nach von ihrer Stange runter.

In Finnentrop is dunkel, in Küntrop noch viel mehr.
In Hundesossen wird auf Touristen geschossen,
und trotzdem kommen jedes Jahr mehr.

In Winterberg lebt ein Gartenzwerg, der ging sich in Züschen ein‘ zischen.
Er hat sich verlaufen nach Schmallenberg,
das ist ganz schön weit für’n vollen Zwerg.

Sauerland, mein Herz schlägt für das Sauerland,
begrabt mich mal am Lennestrand, wo die Misthaufen qualmen, da gibt’s keine Palmen.
Sauerland, mein Herz schlägt für das Sauerland, vergrabt mein Herz im Lennesand,
wo die Kühe noch schöner als die Mädchen sind.

In Stachelau tobt die wilde Sau, da komm‘ alle Bauern aus Krombach.
Und nach der Feier verprügeln sich alle,
da freut man sich schon’s ganze Jahr drauf.

In einer Baracke in Kalberschnacke, da übt die Kapelle der Feuerwehr.
Sie machen vier Stunden Radetzkymarsch und fünf Kisten Warsteiner leer.

Sauerland, mein Herz schlägt für das Sauerland, begrabt mich mal am Lennestrand,
wo die Misthaufen qualmen, da gibt’s keine Palmen.
Sauerland, mein Herz schlägt für das Sauerland, vergrabt mein Herz im Lennesand,
wo die Kühe noch schöner als die Mädchen sind.
Zoff: Sauerland – M+T: R. Hänsch