Die Wiederentdeckung des literarischen Lesezirkels
Lesen ist, ähnlich wie Schreiben, eine einsame und intime Beschäftigung. Eine Beschäftigung, über die ich als Leser selbstverständlich das Recht habe, zu schweigen. Dennoch haben viele Leser das Bedürfnis, sich über ihre Lektüreerlebnisse auszutauschen. Ob in Internetforen und Blogs, ob in Kundenrezensionen bei amazon.de oder in virtuellen Lesezirkeln – es wird viel und reichlich über Literatur geschrieben. Was früher in privaten Lesegruppen, im Freundeskreis oder beim Gespräch mit dem Buchhändler des Vertrauens statt fand, hat seinen Platz nun im Netz, weltweit.
Zwei relativ neue Leserunden sorgen derzeit für Gesprächsstoff im Netz. Da ist zum einen die Seite → www.unendlicherspass.de, auf der seit dem 24. August das neue Buch „Unendlicher Spaß“ (engl.: „Infinite Jest“) des US-amerikanischen Autors David Foster Wallace gemeinsam gelesen und diskutiert wird. Vorbild war hier die englischsprachige Seite → infinitesummer.org, auf der seit dem 21. Juni der 1000-Seiten-Roman in einer Internet-Leserunde entdeckt wird. Mit ihrer Leserunde, die in Form eines Blogs ins Netz gestellt wird, bekamen die Macher weltweit große Aufmerksamkeit. Nicht verwunderlich also, dass der deutsche Verlag von David Foster Wallace, Kiepenheuer & Witsch, ein ähnliches Blogprojekt eben unter www.unendlicherspass.de ins Netz gestellt hat. Dort schreiben und diskutieren Autoren und Kritiker wie Alban Nikolai Herbst oder Elmar Krekeler über den Roman.
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