Krimiblog-Archiv

2005 – 2010

Aus dem Krimitagebuch – 11

Menschenteufel von Marcus Rafelsberger
Ein vertrödelter, grauer Sonntag im September. Keinen Fuß vor die Tür, dafür Küche, Bad, Sofa. Wunderbare Zeitverschwendung, Zeitvergeudung, planloses Sein für den Moment.

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Dafür muss ich jetzt am Abend etwas nachholen. Zum Beispiel den Hinweis auf den neuen Blog → „Menschenteufel“ des Wiener Autors Marcus Rafelsberger. Der Roman erscheint im Oktober bei Emons, kann aber bereits jetzt schon in Auszügen in eben jenem schön gestalteten Blog gelesen werden.

„Im Blinken der Blaulichter zerfiel die Nacht zu Standbildern.“

Ja, den ersten Satz kann man so stehen lassen. Kommen mir bekannt vor, diese Standbilder. Der Autor ist übrigens auch bei → Facebook zu finden.
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Spröde TV: Augen zu!

Byte FM
Wo Hörspiel noch liebevolle Handarbeit ist

Es ist mal wieder Zeit für Fernsehen. Dabei geht es eigentlich nicht ums Gucken sondern ums Hören. Florian Wagensommer hat sich aufgemacht und zugehört: Der wunderbaren Heikedine Körting zum Beispiel. Sie ist die Grand Dame des deutschsprachigen Hörspiels, die mit ihrem Kult-Label „EUROPA“ Generationen von Kindern und Jugendlichen wundervolle Hörerlebnisse beschert hat. Florian durfte ihr exklusiv bei ihrer Arbeit über die Schulter schauen. Außerdem war er auf „Hörspiel“ und hat Sprecher, Schauspieler und Macher vor das Mikro geholt. Was die zu sagen haben – reinkicken und zuhören.
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Gegen die Einsamkeit des Lesens

Unendlicher SpassDie Wiederentdeckung des literarischen Lesezirkels

Lesen ist, ähnlich wie Schreiben, eine einsame und intime Beschäftigung. Eine Beschäftigung, über die ich als Leser selbstverständlich das Recht habe, zu schweigen. Dennoch haben viele Leser das Bedürfnis, sich über ihre Lektüreerlebnisse auszutauschen. Ob in Internetforen und Blogs, ob in Kundenrezensionen bei amazon.de oder in virtuellen Lesezirkeln – es wird viel und reichlich über Literatur geschrieben. Was früher in privaten Lesegruppen, im Freundeskreis oder beim Gespräch mit dem Buchhändler des Vertrauens statt fand, hat seinen Platz nun im Netz, weltweit.

Zwei relativ neue Leserunden sorgen derzeit für Gesprächsstoff im Netz. Da ist zum einen die Seite → www.unendlicherspass.de, auf der seit dem 24. August das neue Buch „Unendlicher Spaß“ (engl.: „Infinite Jest“) des US-amerikanischen Autors David Foster Wallace gemeinsam gelesen und diskutiert wird. Vorbild war hier die englischsprachige Seite → infinitesummer.org, auf der seit dem 21. Juni der 1000-Seiten-Roman in einer Internet-Leserunde entdeckt wird. Mit ihrer Leserunde, die in Form eines Blogs ins Netz gestellt wird, bekamen die Macher weltweit große Aufmerksamkeit. Nicht verwunderlich also, dass der deutsche Verlag von David Foster Wallace, Kiepenheuer & Witsch, ein ähnliches Blogprojekt eben unter www.unendlicherspass.de ins Netz gestellt hat. Dort schreiben und diskutieren Autoren und Kritiker wie Alban Nikolai Herbst oder Elmar Krekeler über den Roman.
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Celia Fremlin gestorben

Erst jetzt wurde bekannt, dass die englische Autorin Celia Fremlin am 16. Juni 2009 im Alter von 95 Jahren gestorben ist. Die in Kingsbury (Middlesex) geborene Fremlin studierte in Oxford klassische Philologie und Philosophie. Im Alter von 44 Jahren veröffentlichte sie 1958 ihren ersten Roman „The Hours before dawn“ (dt.: „Die Stunden vor Morgengrauen“), der mit dem Edgar Award ausgezeichnet wurde. In ihren 16 Romanen und zahlreichen Kurzgeschichten knüpft sie an die Tradition des Sensationsromans an. Zu ihren bekannten Werken zählen unter anderem die Romane „Uncle Paul“ (dt.: „Onkel Paul“), „With no crying“ (dt.: „Gibt’s ein Baby, das nicht schreit“) und „Listening in the dusk“ („Zwielicht“)
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Alle guten Dinge sind drei: Hamburger Krimifestival

Herzlich willkommenDas Hamburger Krimifestival geht in eine neue Runde: Vom 1. bis 8. November 2009 geben sich wieder einmal deutsche und internationale Krimischaffende das Mikrofon in die Hand. Das zum dritten Mal ausgerichtete Krimifestival präsentiert bei 18 Veranstaltungen herausragende Autorinnen und Autoren Krimi- und Thrillerszene, darunter Klüpfel & Kobr, Ulrich Ritzel, Petros Markaris, Johan Theorin, Gert Heidenreich, Jean-Christophe Grangé, David Peace und Helene Tursten.

Das vollständige Programm soll ab dem 1. September 2009 unter www.krimifestival-hamburg.de abrufbar sein. Am gleichen Tag beginnt auch schon der Kartenvorverkauf. Da im letzten Jahr die Karten für viele Veranstaltungen recht schnell vergriffen waren, lohnt sich also ein früher Kauf. Wenn nichts dazwischen kommt, werde ich auch wieder vor Ort sein.

Facebook-Gruppe Kriminalliteratur gegründet

Facebook-GruppeBevor ich das nun völlig vergesse: Hier noch der Hinweis, dass es seit einigen Tagen eine Facebook-Gruppe Kriminalliteratur gibt. Diskussionen, Informationen, Rezensionen, Gespräche über Kriminalliteratur und mehr sind dort willkommen. Die Gruppe steht jeder und jedem offen. Um dort zu posten muss man sich allerdings kostenlos bei Facebook anmelden.
Wir freuen uns über neu Mitglieder.

→ Hier geht es zur Facebook-Gruppe Kriminalliteratur

Aus dem Krimitagebuch – 10

Der geheimnislose Junge von Stephan Brüggenthies Färbt die Lektüre auf den jeweiligen Leser ab? Heute morgen in der U-Bahn: Ein junger Mann, vertieft in einem Sammelband von Wolf Haas, schaute grantig von seinem Buch auf.

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dpr hat ein Interview mit Martin Compart geführt. Was sagt der zu Haas? „…finde ich Haas unleserlich, fürchterlich gewollt, ohne Charme und Stil“. Nun gut. Besonders interessant auch der Absatz, in dem sich Compart mit der Veränderung der Leserschaft beschäftigt und die in dem schönen Satz gipfelt: „Wesentlich ist, dass das männliche Publikum verscheucht wurde.“ Vielleicht haben sich aber auch einfach die Männer gewandelt. Wäre ihnen zu wünschen.
Das ganze Interview gibt es bei Krimikultur: Archiv
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Das vermutlich schwulste Musikvideo der Welt

Okay, hat wieder nichts mit Krimi zu tun. Im Gegenteil. Keine Gewalt, kein Blut, kein Mord, kein Totschlag. Ich find’s einfach nur schön. Das vermulich schwulste Musikvideo der Welt. Ich liebe diese Selbstverständlichkeit, mit der hier klassische Heterobilder einfach mal in einer schwulen Variante gezeigt werden. Gedreht hat es Kevin R. Thomspon. Die wunderschön entspannte Musik stammt von Christopher Dallman, einem jungen, US-amerikanischen Songwriter. Leider bei uns ziemlich unbekannt. Ach, schaut und hört doch selbst.
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TV-Tipp: Durch die Nacht mit Alan Cumming und Ian Rankin

Ian Rankin und Alan Cumming
Ian Rankin und Alan Cumming.
Bild: avanti media

Folgende Pressemeldung erreicht mich gestern:

„Jede Ecke in Edinburgh ist ein Tatort“, hat der schottische Meister des modernen Kriminalromans Ian Rankin (49) einmal gesagt. Seit über zwanzig Jahren begeistert Rankin Leser in der ganzen Welt mit seinen düsteren Einblicken in die schottische Seele. Für „Durch die Nacht“ lädt der Bestsellerautor einen Exil-Schotten aus New York nach Edinburgh ein: Den Schauspieler, Regisseur und Produzenten Alan Cumming (44), bekannt für seinen pechschwarzen Humor und knallbunte Rollen in Filmen wie „James Bond – Golden Eye“ und „X-Men“.
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Aus dem Krimitagebuch – 9

Das Stalin-Epigramm von Robert LittellEin verlesenes Wochenende. Allerdings einige angenehme Unterbrechungen, wie etwa unser gemütliches Hausfest, mitten im Heiligen Georg. Entspannung.

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„Das Stalin-Epigramm“ von Robert Littell gelesen. Gelesen? Verschlungen. Ein Roman mit absoluter Sogwirkung, ein Nicht-los-lassen-können, eine Platizität der Personen – der realen wie der fiktiven – , die mir so schon lange nicht mehr zwischen zwei Buchdeckeln begegnet ist. Ossip Mandelstams mutiger, naiver, Versuch, gegen Stalin aufzubegehren, mit nichts anderem, als dem Wort. Die Macht des Wortes gegen die Macht des Bösen. Dazu ein feines, kluges Porträt der russischen Literaten – Anna Achmatowa, Boris Pasternak, der opportunistische Maxim Gorki. Nadeschda Mandelstams „Das Jahrhundert der Wölfe“ sollte man als Ergänzung lesen. Leider momentan vergriffen, Neuausgabe ist aber angekündigt, hoffentlich erscheint sie bald.
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