Krimiblog-Archiv

2005 – 2010

No Comment

Die Krefelder Krimi-Tage bloggen jetzt auch.

Warnhinweise in Englisch

Klappentexte auf Buchcovern und Schutzumschlägen, ein leidiges Kapitel. Sie sollen eigentlich zum Kauf animieren, oftmals geschieht aber das Gegenteil. Charles Taylor (bitte nicht verwechseln mit dem Ex-Diktator aus Nigeria) hat eine kleine Liste solcher Texte zusammengestellt, die genau das Gegenteil tun. Bücher, die sich mit diesen Phrasen schmücken, sollten Sie nicht lesen.
Beispiel:

„Any mystery featuring a cat and not written by John Harvey.“

Nun gut, die Katzenkrimi-Phase dürfte ‚eh bald vorbei sein. Hoffentlich.

Ein weiteres Beispiel:

„Similarly, any genre book whose chief claim to virtue is that it „transcends the genre,“ implying that the author doesn’t have much interest in the very things you were picking it up for.“

Den Verdacht hatte ich auch immer schon.

Noch mehr Warnhinweise gibt es hier.

Gefunden über Sarah Weinman

Dekorateurin von Krimilandschaften

wo_licht_und_schatten_ist.jpg
P.D. James: Wo Licht und Schatten ist

Die konservative Leseerwartung vieler Krimileserinnen und Krimileser zeigt sich in den aktuellen Bestsellerlisten. Da finden sich Krimis von Minette Walters oder P.D. James wieder, die eben das bedienen, was eine durchschnittliche Krimileserin oder ein durchschnittlicher Krimileser so erwartet: Einen klassischen Whodunnit, einen Rätselkrimi, gerne in einer englischen Postkartenidylle angesiedelt. Eine Erwartungshaltung, die an kleine Kinder erinnert, die jeden Abend – immer und immer wieder – die gleiche Gute-Nacht-Geschichte vorgelesen bekommen möchten. Bis es irgendwann eine neue Geschichte sein darf, aber bitte so ähnlich wie die davor und vor allem mit Happy End. Schließlich sollen die lieben Kleinen keine Alpträume bekommen.

Read the rest of this entry »

Alibis – die Frühjahrsausgabe

alibis_18.jpg
Wieder eine freudige Überraschung aus Kanada: Gerade frisch eingetroffen ist die 18. Ausgabe der Krimizeitschrift „Alibis“. Darin enthalten sind vier Kurzgeschichten von den Autorinnen und Autoren Stanley Péan, Catherine Sylvestre, Hugues Morin und Maxime Houde, ein Interview mit dem Autor Jacques Côté, der hierzulande vermutlich völlig unbekannt ist, ein längerer Beitrag über den kubanischen Schriftsteller Leonardo Padura, eine ausführliche Bibliografie über kubanische Kriminalliteratur und viel, viel mehr. Wie immer ein lesenswertes Heft mit einer liebevollen Gestaltung (die Fingerabdrücke als Reiter am Seitenrand sind eine witzige Idee).
Mehr Infos und zusätzliche Artikel gibt es auf der Homepage des Magazins.

Peinliche Liebeserklärung

Ich weiß nicht, was peinlicher ist. Die Phrasendreschmaschine von Anne Chaplet, die in ihrem (vermutlich ironisch gemeinten) Artikel „Sag mir, wo die Leser sind?“ versucht, das Geheimnis von Bestsellerautoren zu ergründen und dabei bemerkenswert viele Worte und wenig Inhalt produziert. Eine schöne Frage zum Beispiel ist diese hier: „Wie also gewinnt das Buch die Herzen der Leser?“ – Ich würde ja mal fragen, wie man die Köpfe der Leser und Leserinnen gewinnt. Wäre jetzt mal wichtiger, für mich. Oder wenn Frau Chaplet Bücher als „Liebeserklärungen an Leser“ bezeichnet. Also ich möchte keine Liebeserklärung von fremden Leuten, die sich dann massenhaft in meinen Regalen stapeln. Nein, danke. Schon gar nicht möchte ich Liebeserklärungen von Frauen mit wuscheligen, roten Haaren. Ich möchte einfach nur gute Bücher.
Oder liegt die eigentliche Peinlichkeit darin, dass sich eine Zeitung wie die Welt nicht entblödet, diesem Schwachsinn soviel Platz einzuräumen und der Autorin erlaubt, unverblümt Werbung für ihren zweitklassigen Kriminalroman zu machen? Werbung, für die andere Autoren und andere Verlage richtig viel Geld bezahlen müssen.

Artikel gefunden über die Alligatorpapiere

KrimiWelt-Bestenliste für April 2006

kooppartner_krimiwelt_logo.jpg
Die KrimiWelt-Bestenliste hat erst vor ein paar Tagen ihren ersten Geburtstag gefeiert, da geht es auch schon weiter. An der Spitze dieser „Krimi-Charts“ hat sich zwar nichts getan, aber in der aktuellen KrimiWelt-Bestenliste für April 2006 finden sich sechs neue Titel. Neben „1977“ von David Peace gibt es diesmal interessante Krimis aus Schweden, München, Wien, Oslo und Texas zu entdecken. Wie gewohnt folgen die Leseempfehlungen von 18 Krimikritikerinnen und -kritikern hier in der bebilderten Übersicht.
Read the rest of this entry »

Geschichten eines Grenzgängers

Tijuana Blues
Gabriel Trujillo Muñoz: Tijuana Blues

Der sogenannte Boom lateinamerikanischer Literatur in den 70er und frühen 80er Jahren des letzten Jahrhunderts brachte die Werke zahlreicher Autoren und Autorinnen in deutschen Übersetzungen über den Atlantik. Vom magischen Realismus eines Gabriel Garcia Márquez über die barocke Sprachkunst eines José Lezama Lima bis hin zu der experimentellen Literatur eines Julio Cortázar reicht dabei die scheinbar unerschöpfliche Vielfalt. Kriminalliteratur war damals allerdings kaum vertreten, sieht man von Ausnahmen wie dem argentinischen Altmeister Jorge Luis Borges ab, der zudem eher der phantastischen Literatur zugerechnet werden kann. Erst in den letzten Jahren erreichte immer mehr lateinamerikanische Kriminalliteratur in Übersetzungen den deutschen Sprachraum.

Read the rest of this entry »

Nominierungen für die Gumshoe Awards 2006

Zum fünften Mal vergibt das Internetmagazin „Mystery Ink“ die Gumshoe Awards. Seit 2002 werden mit diesem Preis die besten Krimis ausgezeichnet, die in den USA erschienen sind. In insgesamt vier Kategorien (Best Mystery, Best Thriller, Best European Crime Novel und Best First Novel) wurden nun die Nominierungen veröffentlicht und können hier nachgelesen werden. Die Preisträger in den Kategorien „Best Crime Fiction Website“ und „Lifetime Achievement“ folgen noch.

Herausgeber des Internetmagazins „Mystery Ink“ ist übrigens David J. Montgomery, den einige sicher von seinem Blog „Crime Fiction Dossier“ kennen.

P.S.: Die Regelfetischisten, wie zum Beispiel dpr oder Jan Seghers, dürfen sich freuen: Bei „Mystery Ink“ gibt es weitere Regeln zum Schreiben, nämlich die „10 Rules for Writing“ von Elmore Leonard.

1. Geburtstag der KrimiWelt-Bestenliste

Im Weblog von ARTE zur Leipziger Buchmesse ist akribisch die Präsentation anlässlich des ersten Geburtstages der KrimiWelt-Bestenliste nachzulesen. So wünscht sich Gabriele Fauser (Krimibuchhandlung Glatteis, München) ein noch „deutlicheres Profil“ und „Außergewöhnliches“. Manfred Sarrazin (Krimibuchhandlung Alibi, Köln) findet, dass der Flyer der KrimiWelt-Bestenliste in jede Bahnhofsbuchhandlung gehört.

Zu Wort kommen auch Elisabeth Herrmann, Heinrich Steinfest, David Peace und Andrea Maria Schenkel. Dies alles kann hier nachgelesen werden.

Unerhörte Gebete

David Peace 1977
David Peace: 1977

» Jeder, der damals in Yorkshire aufwuchs, hat seine eigene Yorkshire Ripper Geschichte zu erzählen.« – David Peace

David Peace ist ein Autor mit hohen Ansprüchen. » White Jazz von James Ellroy ist vielleicht der beste Kriminalroman, der geschrieben wurde. Vielleicht. Es war das Buch, das ich immer schlagen wollte.« sagt Peace im Interview. Sein „Red Riding Quartet“, dessen realer Hintergrund die Jahre des Yorkshire Rippers sind, der zwischen 1975 und 1980 mindestens 13 Frauen ermordete, stellt sich diesen Ansprüchen und erfüllt sie auf eigene Art und Weise. Ob Peace Ellroy „geschlagen“ hat, soll dahin gestellt bleiben. Offensichtlich aber ist der Einfluss von Ellroy auf die Stakkato-Prosa des David Peace. Wechsel der Erzählperspektiven, ein rhythmischer und verkürzter Erzählstil, die das Grauen, die Brutalität und die Hysterie greifbar machen, finden sich sowohl in „White Jazz“ und Ellroys „L.A. Quartet“ wie auch im „Red Riding Quartet“, dessen zweiter Band „1977″ kürzlich in deutscher Übersetzung erschienen ist.

Read the rest of this entry »