Krimiblog-Archiv

2005 – 2010

Kategorie: Kreuzfeuer: Die Krimikritik

Mut und Humor gegen das Vergessen

Elisabeth Herrmann: Das Kindermädchen – „Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache, auch nicht mit einer guten Sache.“ Diese oft zitierte Aussage von Hanns Joachim Friedrichs soll Journalisten zur Neutralität verpflichten. Doch wie sieht es mit Autorinnen und Autoren von Kriminalliteratur aus? Dürfen sie sich mit einer Sache „gemein“ machen, wenn sie allgemein für „gut“ befunden wird? Wo liegen die Grenzen zwischen Nichteinmischung und persönlicher Beteiligung? Elisabeth Herrmann ist Fernsehjournalistin und arbeitet für den RBB. Nun ist ihr zweiter Roman „Das Kindermädchen“ erschienen (zugleich ihr erster Krimi), in dem sie einen bedrückenden Aspekt deutscher Gegenwart und Vergangenheit behandelt. Es geht um die beschämende Verleugnung der Existenz von Zwangsarbeiterinnen in deutschen Familien im Dritten Reich.

Ein komischer Vogel

das_letzte_raetsel_kriminalroman.jpg Michael Chabon: Das letzte Rätsel

Der Held ist müde. Seit dreißig Jahren befindet sich der alte Detektiv im Ruhestand. Mörderjagd passé – seinen Lebensabend verbringt er mit der Aufzucht von Bienen. Gebrechlich ist er geworden, aus seinem Sessel quält er sich nur noch für ausgewählte Besucher. Zu groß ist die Stolpergefahr und die Möglichkeit, sich die Knochen zu brechen. Als der alte Mann jedoch an einem Sommernachmittag im Jahre 1944 …

Crime Fiction Dossier eingestellt

David J. Montgomery, Autor des Blogs→ Crime Fiction Dossier, stellt selbiges ein. Schade, aber immerhin gibt es weiterhin seine Kritiken zu lesen. Zu finden sind diese über seine → Website.

Solider Brit-Noir

Der Kreis der Toten
David Lawrence: Der Kreis der Toten

Der Londoner Stadtteil Notting Hill gilt als trendiger Ort, mit schicken Geschäften und noblen Villen. Doch es gibt auch die schäbige Seite, im Norden, wo auf der Straße Prostituierte ihre Dienste anbieten und Drogendealer den Tod auf Raten verkaufen. Detective Sergeant Stella Mooney kennt beide Seiten dieses Viertels. Sie arbeitet als Mitglied des AMIP, des „Area Major Incident Pool“ (auch als „Area Major Investigation Pool“ bekannt), einer Abteilung des Criminal Investigation Department (CID) der Londoner Polizei, die sich mit Schwerverbrechen beschäftigt. Ein solches liegt vor, als Stella mit ihren Kollegen in die Wohnung eines älteren Geschwisterpaares gerufen wird. Vier Tote sitzen im Kreis zusammen. Ein bizarres Bild, das Autor David Lawrence als Eröffnungsszene seines Romans „Der Kreis der Toten“ gewählt hat.

Podcast Nr. 1 : David Lawrence – Der Kreis der Toten

David Lawrence: Der Kreis der Toten Da das Krimiblog bekanntlich keine Kosten und Mühen scheut, gibt es heute den ersten Krimiblog-Podcast. Besprochen habe ich den Debütroman von David Lawrence „Der Kreis der Toten“. Eine geschriebene Version folgt dann auch gleich. → Krimiblog-Podcast Nr. 1 (5 MB, Dauer 12:38) P.S.: Um den Podcast zu hören, benötigen […]

Platzpatrone – Folge 2: Von Teeflecken und anderen Schweinereien

Kirche, Ketzer und andere Katastrophen

Theodore Roszak: Schattenlichter Verschwörungstheorien florieren auf dem Krimimarkt. Die massenkompatiblen Produkte aus dem Hause Dan Brown sind nur ein gängiges Beispiel. Mit dem abstrusen Spiel von Geheimlogen, Männerbünden und Untergrundorganisationen wird kräftig Kasse gemacht. In unsicheren Zeiten braucht man vermutlich einen Sündenbock und sei es nur in einer fiktionalen Geschichte. Besonders schlecht kommt dabei die […]

Angestaubt

Via → Watching the detectives Die September-Ausgabe des Rezensionsforum literaturkritik.de hat sich den → Krimi als Schwerpunkt gewählt. Aus der Sicht eines Krimilesers natürlich eine erfreuliche Wahl. Dennoch ein paar lose Gedanken dazu. Blicken wir auf die Essays.Auf welchem zeitlichen und räumlichen Stand befinden sich eigentlich die Autorinnen und Autoren? Wirklich Neues erfähre ich zum […]

Anthony Bouchers Regeln

Anthony Bouchers empfohlener Codex für Krimi-Rezensenten In zwei Tagen, am 1. September 2005, startet unter dem Motto „Wicked times in the windy city“ das → Bouchercon-Festival in Chicago, vermutlich die weltweit größte Veranstaltung zum Thema Krimi. Benannt ist dieses Spektakel – man lese und staune – nach einem Krimirezensenten. Anthony Boucher (1911-1968) gilt als einer […]

Ein passabler Lügner

Der geniale Mister FletcherCraig Clevenger: Der geniale Mister Fletcher
Wenn ein neuer Autor auf der Bildfläche des Literaturbetriebs erscheint, dann sind Verlage und leider oft auch Kritiker schnell dabei, ihm das Etikett „Kult“ anzuheften. Ein gut geschriebenes Buch reicht heute nicht mehr, nein es muss gleich „Kult“ oder doch zumindest „kultverdächtig“ sein. Man muss halt möglichst laut schreien, um im schnelllebigen und kreischenden Lit-Biz gehört und wahrgenommen zu werden. Letztlich hilft es aber weder Verlegern noch den Lesern, einen Autor und seinen ersten Roman durch solche Etiketten in ein möglicherweise richtiges Licht zu stellen. Der direkte Blick auf Stärken und Schwächen eines Erstlings wird lieber vernebelt, anstatt sich ernsthaft damit auseinander zu setzten. Eines der vielen Beispiele, die mir da einfallen, ist der Debütroman „Der geniale Mister Fletcher“ des Texaners Craig Clevenger. Erschienen ist die deutsche Übersetzung im Frühjahr 2005 und ein Beleg dafür, das Erstlingsromane eben durchaus Stärken und Schwächen aufweisen können und diese bitte auch haben dürfen.