Krimiblog-Archiv

2005 – 2010

Kategorie: Kreuzfeuer: Die Krimikritik

Irischer Trauergesang

Einer der größten Justizskandale der Nachkriegszeit in Nordirland: Im März 1953 wurde der damals 20-jährige schottische Soldat Iain Hay Gordon von einem Belfaster Gericht auf unbestimmte Zeit in eine Nervenheilanstalt eingewiesen. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass Gordon die 19-jährige Patricia Curran am Abend des 12. Novembers 1952 mit 37 Messerstichen vor dem Haus ihrer Eltern ermordet hatte. In seinem Tatsachenroman „The Blue Tango“ (dt. „Blue Tango“) rollt der irische Autor Eoin McNamee diesen Fall neu auf und spekuliert auf eindringliche Weise darüber, wo der wahre Täter zu suchen gewesen wäre.

Platzpatrone – Folge 1: Voll belämmert

Leonie Swann: Glennkill Die Selbstmarginalisierung des deutschen Krimis schreitet munter voran. Als Leser/in hat man sich an die Masse von belanglosen Regionalkrimis, Serienkillerthriller oder historischen Schmonzetten schon gewöhnt. Es gibt aber immer wieder besondere Tiefpunkte im Schaffen deutscher Krimischreiber/innen, die eine entsprechende Würdigung unbedingt verdienen. Ganz tief unten in der Motten- und Klischeekiste hat der […]

Starke Seelenzeichnungen statt Psychokram

„Ordentlicher Psyochkram“ urteilt ein Kritiker, „realtitätstüchtig“ und mit bleibendem „Bildeindruck“ schrieben andere Kritiker über die Kriminalromane von Astrid Paprotta. Tobias Gohlis sieht in der Autorin gar eine mögliche Nachfolgerin der großen Patricia Highsmith. Keine Frage: Astrid Paprotta, die neben Sachbüchern (u.a. „Alidente“) und einem Roman („Der Mond fing an zu tanzen“) bislang auch drei Krimis vorgelegt hat, ragt deutlich aus den Niederungen der biedern, deutschen Krimischreiber und -innen hervor.

Düstere Disharmonie

Garry Disher – Flugrausch Es ist sein Job, Bücher zu schreiben. Garry Disher nimmt ihn ernst. Der australische Autor beherrscht nicht nur sein Handwerk, er gilt als einer der wichtigsten Autoren Australiens. Krimis, Kinderbücher, Romane, Sachbücher, Ratgeber für Autoren – über 40 Bücher hat Disher, der am 15. August 2005 seinen 56. Geburtstag feiert, veröffentlicht.

Kein kriminalistisches Kabinettstückchen oder ein Brief an Mr. Sherlock Holmes

Caleb Carr: The Italian Secretary – A Further Adventure of Sherlock Holmes Werter Sherlock Holmes, darf ich offen sprechen? Sie sind – mit Verlaub – ein echter Plagegeist. Nicht nur, dass Ihr Schöpfer, Sir Arthur Conan Doyle, Sie gerne ins Jenseits befördert hätte, wären da nicht die lautstarken Proteste der damaligen Leserschaft gewesen, nein, auch […]

„The finest thing“

Zur Erinnerung an Joseph Hansen an seinem 82. Geburtstag „Das Foto von Roger Baker, aufgenommen 1980 in London, mag ich. Es zeigt einen glücklichen Mann.“ – so beschrieb Joseph Hansen das abgebildete Schwarzweiß-Porträt in einer E-Mail. Das Foto wurde aufgenommen als Joe – wie er von Freunden und Bekannten genannt wurde – 57 Jahre alt […]

Wucherpreise

„Sehr geehrter Herr Menke, anbei erhalten Sie den Link zu der von Ihnen in Auftrag gegebenen negativen Rezension von David Peace, “1974″: → Rezension Wir hoffen, Ihren Wünschen genügegetan zu haben und würden uns über neue Aufträge freuen. Bitte überweisen Sie den Rechnungsbetrag von 500 € (zzgl. 16, besser 18% MWSt.) wie fernmündlich besprochen auf […]

Die Qual mit der Moral

Pincus Jacob Wolfson: Geißel der Niedertracht Es gibt Kriminalromane, die (bislang) nur Eingeweihte und wirkliche Fans kennen. „Bodies are dust“ des us-amerikanischen Autors Pincus Jacob Wolfson ist so ein Krimi. Schaut man sich ein wenig im Internet um, dann wird klar: Dies muss – nach Worten einiger Kenner – ein Klassiker des Polizeiromans sein. Die […]

Zwischen Ghetto und Giftmüll

Joseph Hansen: Nachtarbeit Um es vorweg zu nehmen: Hansens siebter Fall für seinen schwulen Versicherungsdetektiv Dave Brandstetter hat eine ehrwürdige Patina angesetzt. Die Lektüre von „Nachtarbeit“, erstmals 1984 im Original in den USA erschienen, ist durchaus vergleichbar mit dem Hören einer alten Schallplatte aus den Anfängen der 1980er Jahre. So ist es denn auch ein […]

Mord, Magie und Mafia

Saukiwog ist ein kleines Städtchen in Neuengland, das schon bessere Zeiten erlebt hat. Die Messingindustrie, einst Garant für bescheidenen Wohlstand, machte die Tore ihrer Fabriken dicht und setzte ihre Arbeiter auf die Straße. In dieser „Achselhöhle Neuenglands“, wie sie spöttisch von neureichen Kindern aus Greenwich und Westport genannt wird, haben viele Einwanderer aus aller Herren Länder eine neue Heimat gefunden.