Krimiblog-Archiv

2005 – 2010

Kategorie: Kreuzfeuer: Die Krimikritik

Reise durch den amerikanischen Alptraum

John Williams: Into the Badlands : A Journey Through the American Dream

Literarische Reiseberichte sind ein aussterbendes Genre. Obwohl – oder vielleicht auch gerade weil – immer Menschen rund um den Erdball reisen, finden sich gut erzählte Berichte über Leute, Leben und Landschaften in fremden Ländern in Buchform immer seltener. Nicht nur deshalb stellt der 1991 erschienene Reisebericht „Into the Badlands – A Journey Through the American Dream“ des britischen Journalisten und Autors John Williams eine interessante Ausnahme dar. Auch die Verknüpfung von Reisebeschreibung und Interviews mit Kriminalautoren findet sich in der Literatur eher selten.

Wie lenkt man ein Interview?

Kann mir bitte jemand mal den Leitfaden für die Lenkung von Interviews ‚rüber schicken? Laut dem „Focus“- Autor Nico Freyer habe ich es nämlich → „irgendwie“ verpasst ein Interview mit Gilbert Adair, das im „Krimijahrbuch 2008“ erschienen ist, so zu führen, wie es sich gehört. Nur mal so: Irgendwie versuche ich ja Worte wie „irgendwie“ […]

Wahrheit oder Wahn?

Der langsame Tod der Luciana B.
Guillermo Martínez: Der langsame Tod der Luciana B.

An Jorge Luis Borges, dem großen Schriftsteller der argentinischen Literatur, scheint kaum einer seiner schreibenden Landsleute vorbei zu kommen. An ihm und seinem Werk arbeiten sich Autoren der jüngeren Generation offensichtlich gerne ab. So zum Beispiel der 1962 geborene Guillermo Martínez, der von Hause aus Mathematiker ist und unter anderem eine Abhandlung über “Borges y la matematica“ (“Borges und die Mathematik“) verfasst hat. Auch in seinem an literarischen Anspielungen und Verweisen reichen Roman “ La muerte lenta de Luciana B“ – bei uns unter dem Titel “Der langsame Tod der Luciana B.“ kürzlich erschienen – finden sich starke Bezüge zum Wegbegleiter der postmodernen Literatur. Der belesene Borges spielte in seinen Erzählungen gerne mit seinen Lesern, sorgte durch das Verwischen der Grenzen zwischen Realität und Fiktion für Verunsicherung. Ähnliches findet sich nun in dem Roman von Martínez, der über das langsame Sterben der jungen Luciana B. berichtet.

Blut- und Busenliteratur

Ken Bruen und Jason Starr: Flop Auf den ersten Blick treffen zwei Welten aufeinander: Der Ire Ken Bruen, der unter anderem in seiner Serie um den Ex-Polizisten und Privatdetektiv Jack Taylor ein bitterböses Sittenbild des modernen Irlands zeichnet, und der in Brooklyn geborene Jason Starr, dessen düstere Geschichten neurotische Figuren im Moloch New York zeigen. […]

Gangster im Glück

AbzockerLawrence Block: Abzocker

Einen Krimiautor wie Lawrence Block sollte man eigentlich nicht mehr vorstellen müssen. Der Vielschreiber aus New York, der in diesem Jahr 70 Jahre alt wird, hat über 50 Romane veröffentlicht, mehrere Krimiserien geschrieben und wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Doch leider ist Block bei uns in Deutschland der große Durchbruch versagt geblieben. Ähnlich wie etwa bei seinem Kollegen Ed McBain mag die chaotische Veröffentlichung der Übersetzungen von Blocks Büchern ein Grund dafür sein, warum sein Werk heutzutage und hierzulande nur noch von einer kleinen Fan-Gemeinde gelesen und geliebt wird. Traurig, dass zur Zeit gerade mal zwei Romane von ihm auf Deutsch regulär im Buchhandel lieferbar sind. “Verluste“, ein Roman aus der Serie um den Privatdetektiv Matthew Scudder, ist vor einigen Wochen im kleine und feine Shayol-Verlag erschienen und eben “Abzocker“ – ein Frühwerk von Block. Der Roman, der 1961 unter dem Titel “Mona“ in der legendären Pulp-Reihe „Gold Medal“ erstmals erschien, wurde 2004 von den Herausgebern der US-amerikanischen Verlagsreihe “Hard Case Crime“ als erster Band ihrer Verlagsreihe ausgewählt, eine durchaus verdienstvolle und verdiente Ehre.

Jenseits der Harmonie-Heulbojen

Allan Guthrie: Abschied ohne Küsse Der Schotte Allan Guthrie ist so etwas wie das Wunderkind der englischen Krimiszene. Als sein erster Roman “Two-Way Split“ 2004 bei dem kleinen Verlag “Point Blank Press“ veröffentlicht wurde, arbeitete Allan Guthrie als Buchhändler in einer Filiale von “Waterstone’s “, einer britischen Buchhandelskette, in Edinburgh. Kein geringerer als Ian Rankin […]

Die Katalyse der Wirklichkeit

Alfred Hellmann: Vor den Hymnen Nichts ist so wie es scheint. Für Alfred Hellmanns aktuellen Kriminalroman “Vor den Hymnen“ gilt dies im besonderen Maße. Schon die Eröffnungsszene des Buches ist eine eindringliche Illusion: Maskierte und bewaffnete Männer stehen vor dem Haus von Leonard Gantas im Berliner Stadtteil Grunewald und bereiten offenbar eine Erstürmung vor. Gantas, […]

Munteres Geplapper

Carlo Fruttero: Frauen, die alles wissen Er habe genug gehabt “von all den Commissari und Carabinieri” – so wird der italienische Autor Carlo Fruttero im Klappentext zu seinem aktuellen Roman “Frauen, die alles wissen” zitiert. “Auf dem Krimi-Genre lasten so viele Klischees, dass man neue Wege gehen muss” behauptet der 81-jährige Schriftsteller, der einst zusammen […]

Treffsicher in der Gimmick-Hölle

Christiane Geldmacher (Hg.): Hell’s Bells : Kriminalgeschichten „Hells Bells“ – so nennt sich eine weibliche Coverband der Hardrockband AC/DC. Die Ladys stammen alle aus Deutschland und tun das, was Coverbands so tun: Sie spielen die Lieder ihrer Vorbilder nach. „Hell’s Bells“ – diesmal mit einem Apostroph – nennt sich eine Anthologie von fünfzehn deutschsprachigen Kriminalgeschichten, […]

Krimi-Nostalgie und nackte Zahlen

Es scheinen längst vergangene Zeiten zu sein. Zufällig bin ich beim Surfen auf einen älteren Artikel aus der „Zeit“ gestoßen. → „Blut und Leichen zu kleinen Preisen“ heißt der, wurde von Ingeborg Zaunitzer-Haase geschrieben und ist 1971 erschienen. Eine zeitgenössische Bestandsaufnahme der Kriminalliteratur und ein kleiner Einblick in die Arbeit von Richard K. Flesch, dem […]