Krimiblog-Archiv

2005 – 2010

Kategorie: Kreuzfeuer: Die Krimikritik

Konventionelles Krimihandwerk

Jonathan Santlofer: Der Todeskünstler Maler oder Bildhauer sind eher selten unter Krimiautoren zu finden. Einer der wenigen bildenden Künstler, die auch Kriminalliteratur schreiben, ist der US-amerikanische Maler Jonathan Santlofer. In den USA ist seine Krimi-Reihe um die Kunstexpertin und Ex-Polizistin Kate McKinnon sowohl bei der Kritik wie auch beim Publikum recht erfolgreich. Dort liegen bislang […]

„Gut, und was soll das heißen?“

Es wirkt auf mich schon befremdlich, wenn professionelle Rezensenten und Rezensentinnen zu der Allzweckwaffe „nicht nacherzählbarer Plot“ greifen. So wie Katharina Granzin in der taz-Kolumne „Crime Scene“, in der sie die neuen Romane von Sara Paretsky und Fred Vargas bespricht. Granzins Ausführungen zu Vargas Roman „Die dritte Jungfrau“ sind – freundlich formuliert – so allgemein […]

Australischer Stinkefinger

Peter Temple: Kalter August »Man will nicht mehr wissen warum, sondern wer.« lässt Peter Temple seinen Hauptcharakter Joe Cashin in einem der vorderen Kapitel seines Romans »Kalter August« sagen. Cashin, ein Polizist aus Melbourne, beantwortet so die Frage seiner Mutter, warum man einen alten, wehrlosen Mann zusammenschlagen muss, wenn man ihn doch »nur« ausrauben will? […]

Kafka und die Macht der Einbildungskraft

Pablo De Santis: Die sechste Laterne Es war der argentinische Dichter Jorge Luis Borges, der die Literatur der „vernunftgerechten Phantasie“ der Literatur des „psychologischen Realismus“ gegenüberstellte. Im Vorwort zu dem 1940 erschienen Roman „La invención de Morel“ (dt.: „Morels Erfindung“) seines Freundes Adolfo Bioy Casares stellte Borges fest, das die Erstere als Kunstprodukt strengeren Formgesetzen […]

Lügen, Lücken und Legenden

Nick Rennison: Sherlock Holmes – Die unautorisierte Biographie Schirmmütze, Pfeife und eine markante Hakennase sind die wichtigsten Erkennungszeichen des vermutlich berühmtesten Detektiv der Welt, Sherlock Holmes. Diese Äußerlichkeiten verraten nur wenig über den Mann, der zusammen mit seinem Freund Dr. John H. Watson in der Baker Street 221b gelebt haben soll. Er war ein Meister […]

Ein Genre schreibt sich nach oben

Frohlocket, oh Ihr Krimileser: Die Literatur kriminalisiert sich. Endlich im Buchlanden Ihres Vertrauens: Nicht nur der Krimi mit der gesunden Extraportion Literatur sondern jetzt auch die Literatur mit der scharfen Würze von Suspense und Crime. Rosig-kriminelle Zeiten sind angebrochen, jedenfalls wenn man den zwei Kommentaren des von mir geschätzten Tobias Gohlis folgt, die er anlässlich […]

Im Harlekinkostüm

Gilbert Adair: Mord auf ffolkes Manor Gilbert Adair ist ein Meister in der Gradwanderung zwischen literarischer Parodie und Travestie: Ob in „The Key of the Tower“(1997, dt. „Der Schlüssel zum Turm“), einer schrillen Parodie auf Alfred Hitchcock, oder in „Love and Death on Long Island“ (1990, dt. „Liebestod auf Long Island“), der ironischen Hommage an […]

Vom Seelengemälde zum Rätselbilchen

Thomas Kastura: Der vierte Mörder Der psychopathische und gleichzeitig sympathische Mörder meuchelt munter durch die Kriminalliteratur. Spätestens seit Patricia Highsmith hat der nette Typ von nebenan, der freundlich und unauffällig durchs Leben streift, dabei aber gehörig einen an der Waffel hat, auch in höhere literarische Kreise Einlass erhalten. Was bei Highsmith noch als Symptom einer […]

Fakten gegen Fiktion

Richard Birkefeld und Göran Hachmeister: Deutsche Meisterschaft Lange Listen mit Danksagungen in Kriminalromanen erstaunen mich immer wieder. Sie erinnern mich an endlos erscheinendene Abspänne von Kinofilmen, die darüber informieren, wer der zehnte Kabelträger war und welche Catering-Firma Schauspieler, Kameramänner und Kabelhilfen verköstigt hat. Ganz so ausführlich ist die Danksagungsliste in dem zweiten Roman von Richard […]

Die Farben der Gewalt

Pete Dexter: Train Bei der Betrachtung von Kriminalromanen wird oft ein wichtiges Element ausgespart: Die Darstellung von Gewalt. Mord, physische und psychischer Druck, Schlägereien, Erpessung, Rassismus – all das findet in Kriminalromanen statt, wird von der Kritik aber oft als nebensächlich abgetan. Der Mord muss stattfinden, damit Polizisten oder Detektive überhaupt in Aktion treten können. […]